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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0056
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IX. Didaskalie der Mädchen als Pompeis. 53

nähme der Didaskalie jener athenischen Mädchen als Pompeis auf der Akro-
polis, -wo sie im Bildwerke erscheinen, mit der Analogie des Choregeion zu
Karthaia von mir belegt [Athen. 10. 456 d] welches zur Didaskalie der Chöre,
BiSaaxeiv xou; }(opous, für die Feste diente: es lag entfernt vom Meere hoch
oben am Heiligthume des Apollon, wie eivat 8s xo ■xpprflzXov ava> irpis
'Am5Mu)vo? kp<b zeigt, auch berichtet eine in diesem apollinischen Heilig-
thume gefundene Inschrift über ausgetheilte Kränze [Bröndstedt I, Taf. 24,
No. 17]. Wenn nun ganz unläugbar in den didaskalischen Vorgängen auf
jener Ostfronte der Sinn und die Bedeutung des ganzen Bildwerkes angezeigt
ist, können alle übrigen Seiten keinen andern Inhalt haben: unter den For-
schern welche meiner Meinung auch beigepflichtet sind dass ohne Didaskalie und
Proagon weder ein wohlgeordneter Festzug noch eine Action der Chöre zu er-
möglichen sei, mag nur der Verfasser der Heortologie genannt werden, über
den Ms zwar nicht sehr glimpflich urtheilt, ihn aber desto mehr benutzt
ohne die Quelle zu nennen. A. Mommsen (Heortol. S. 391) hat seine
Ansicht ganz selbstständig aufgestellt und mit völlig überzeugenden Gründen
belegt, ohne ßükksicht auf die meinige zu nehmen: er erklärt (S. 176) schon
die Euandrie für einen Vorbereitungsakt zur Pompe, es werde daher jedes
Jahr eine Euandrie nöthig (S. 169), Euandrie und Euoplie (Eangab. No. 960)
nähmen die Stelle eines Proagones ein: auch setzt er (S. 203) bei den
grossen Panathenäen einen Tag der Festzugsproben an und erinnert
(S. 391. 397) schliesslich aus Aeschines (3, 66) an jenen Proagon der Tragöden
im Odeion, einige Tage vor den grossen Dionysien im Asklepion, -nj) 'Aav.'k-qmip
rj ©uata xal irpoa'-yujv, wozu man (Schob Aristoph. Vesp. 1109) noch 8i 2
exot|xoc 7rpoaY<uv xaXet-oti fügen kann. Was für einen Proagon eine Komödie
des Aristophanes (Athen. 10. 422 d) behandelte, ist nicht bekannt. Warum hat
Ms nicht für rathsam gehalten Mommsens Ansicht einer Kritik zu unter-
ziehen ?

Dies war ganz einfach das Verhältniss meiner Proagonaltheorie, auf
welchem die Erklärung der im Zophorus erscheinenden „Darstellung einer
so geistlosen, um nicht zu sagen albernen Hebung beruhte. Die mir hierbei
(S. 206) untergelegte Aeusserung über das grosse Panathenäenfest, weiseich
zurück: nirgends und an keinem Orte ist von mir gesagt es sei bei deren
Schlussakt, dem Festzuge, der in dem cultuslosen Schatzhause, dem Par-
thenon, aufbewahrte Apparat an Geräthen Teppichen u. s. w. benutzt worden,
vielmehr das strikte Gegentheil behauptet: überall habe ich nicht blos diesen
Schlussakt, sondern den ganzen Festzug im Zophorus negirt, das Bildwerk
stets nur als Schilderung einer Vorbereitung und Paraskeve erklärt wie sie
jedem Festzuge vorangehe.

X. Kanephoren. Hydriaphoren und Skaphephoren.

Die Kanephorie für Athena-Polias, wie gesagt vom Erichthonios mit
Stiftung der Panathenäen eingesetzt, ist beständig eine gottesdienstliche
 
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