Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
52 IX. Didaskalie der Mädchen als Pompeis.

haben mit welchem der heilige Akt beginnt; nun will aber der Ausleger
(S. 215) dass man dieselben schon der Spitze des Zuges vorn abnimmt, wäh-
rend dem weit dahinter im Zuge doch erst die Hekatombe herzugefiihrt wird
bei deren Opfer sie Verwendung finden sollen. Diesen Widerspruch vollenden
jene letzten Weisungen und Unterweisungen welche den Mädchen, sogar den
leer einhergehenden attributlosen Weibern, von den Festordnern noch ertheilt
werden: denn wenn man ihnen die Geräthe schon abnimmt, dann haben sie
ihren Dienst als Pompeis bereits erledigt, wozu ihnen dann noch Unterwei-
sungen ertheilt werden ist schwer einzusehen.

Freilich sind die bisher mir gegenüber hartnäkkig bestrittenen Unter-
weisungen der Mädchen hier kenntlich genug dargestellt, sie zeigen sich
ebenso unläugbar an den Heniochen auf der nördlichen und südlichen Seite
[Verz. d. Berl. Abg. in No. 408 flg.]: doch sind alle von mir gerade in der
umgekehrten Bedeutung aufgefasst worden die ihnen Ms giebt. Nach meinem
Dafürhalten einer Schilderung der Paraskeve im ganzen Bildwerke, waren
die Mädchen in der Didaskalie begriffen, um sie in ihrem Verhalten als Pom-
peis bei irgend welcher bevorstehenden Pompe, namentlich der panathenäi-
schen zu unterweisen: auch nicht Festordner, sondern Didaskaloi unterwiesen
sie, Festordner sind die Demarchen [§. XII]. Als Didaskaleion wurde meiner-
seits der freie weite Baum östlich vor dem Parthenon angegeben, weil man
die Pompeia zu einer blossen Didaskalie hier oben gleich zur nächsten Hand
aus dem Schatze entnehmen konnte ohne sie aus der Burg geben zu dürfen:
dagegen sähe man in den beiden Centralgruppen solche Gegenstände aus
dem Schatze hinwegtragen [§. XIII] die nicht zu Pompen, sondern zu
anderen Zwecken dienten. Da sowohl dieser letztere rein geschäftliche Ver-
kehr als auch jene ganze Diaskalie, für Gottheiten keine uranische Unter-
haltung sein konnte, waren statt der Olympier leibhaftige Athener in den
sitzenden Zuschauern bestimmt.

Ein jeder Chor welcher die Abtheilung eines festlichen Zuges bilden soll,
bedarf einer Didaskalie: dasselbe gilt für die musischen oder gymnischen Chöre
die in den Wettspielen kämpfen, diese sind ausserdem vor ihrem Auftreten
noch einem Proagon oder einer Generalprobe unterworfen. Die zu solchen
Vorübungen der Chöre bestimmten Didaskaleia und Choregeia [Poll. 4, to-t.
9, 41. 42. Bekk. Anecd. 72, 17] sind entweder, je nach der Disciplin, be-
sonders eingerichtete Bauwerke, oder aber Stätten im Freien: die Benutzung
privater Locale von Seite eines Choragen (Antiph. de Chor. p. 142 u. A.),
gehört nicht hierher. In Athen sind zwei Gebäude bekannt welche den
Tragöden als Choregeia und zu den Proagonen dienten: das alte Odeion
[Schob Aeschin. c. Ktesiph. 67: Tipocquiv] und das mächtige Gebäude auf
Melite [Hesych. Phot. jj.sXi-:su>v olxo?]. Dass man heilige Stätten zu gleichem
Zwekke benutzte ist nicht minder gewiss, athenische Staatsdecrete verzeichnen
Proagonen in Heiligthümern unter den Augen des Agonotheten (Ephim. 1862
Ixzzihzas $£ xal tou; Ttpooqcövas xouc Iv toTs ispoT?). Endlich war die An-
 
Annotationen