Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0012
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ö

I. Zeit-Stellung der Pänathenäen. Gottesdienstliche
und profane Feier.

Cultuslegenden und religiöse Bräuche bekunden die Pänathenäen als das

heiligste Fest des attischen Volkes und Landes, mit welchem die Tempel-
geineindc der Athena-Polias in jährlicher Wiederkehr, v.aW exc.a-ov Iviäutöv
[Harpokrat. Suid. Pliot. Ilavä&rjvaia] den Geburtstag der Göttin und zugleich
den Tag begeht an welchem einst vom Erichthonios der erste Tempel mit
dem Bilde derselben eingeweiht ist.*) So lange Athena bloss für die alte
Stadtgemeinde der Burgkönige Polias war, mag das Fest seinen ursprüng-
lichen Namen Athenaia geführt haben [Paus. 8, 2, 1. Plutarch. Thes. 24],
als jedoch nach dein Ende jenes Königthums mit Aigeus, die Synoikie des
Theseus alle bis dahin getrennten attischen Gemeinden zu einem einheitlichen
panathenäischen Staate vereinigte, auch dieses Panathenaion unter die Cultus-
hoheit der Athena-Polias und das gemeinsame Prytaneion der Hauptstadt
Athen stellte, wurden die Athenaia zu Panathenaia; zugleich scheint mit
dieser neuen Staatsbildung die Feier des Festes je im vierten, oder nach
hellenischem Ausdrukk im fünften Jahre, den Namen grosse Panathenaia
empfangen zu haben. Bekanntlich fiel diese pentetcrische Feier stets auf das
dritte Jahr der Olympiadenperiode. Die I^eier in jedem der übrigen drei
bürgerlichen Jahre unterschied man hiervon durch Panathenaia schlechthin,
oder durch kleine Panathenaia: beide Namen kommen in schriftlicher Ueber-
lieferung und ofticiellem Sprachgebrauche vor.

Die Pänathenäen zerfallen in eine rein gottesdienstliche oder kirchliche,



*) Dass Aristoteles im Peplos gesagt habe diese Pänathenäen soien vom Erichthonios
wogen clor Erlogung des Giganten Astorion oder Astorios gestiftet, kann nur der Irrtlmm eines
Scholiasten des Aristides sein (Panatli. p. 189, A), der eben so fälschlich den Erichthonios zu
einem Solmo des Amphiktyon macht, auch die Stiftung der grossen Pänathenäen dem Pisi-
stratos zuschreibt. Einen Giganton Jones Namens kennen dio Schriftsteller nicht, Enkolados
wird als derjenige bezeichnet welchen Athena erlegte: auch würde Aristoteles, bei der Ueber-
einstimmung aller Sagen welche den Herakles an der Gigantomachie Thcil nehmen lassen,
diesen Kampf nicht schon vor oder in die Zeit des Erichthonios verlegt haben. Die Notiz
jener sehr trüben Quelle dio ganz vereinzelt dasteht, hätte mau (S. 35) nicht als Argumont
vorkohron dürfen um dio Stiftung der Pänathenäen mit ihr zu beweisen.
 
Annotationen