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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0062
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XI. Eircsionc der Thallophoren. 59

in der Angabe des Photios (2/otcpa?), nur auf jene nichtgottesdienstliche
Pompe beziehen welche zur Eröffnung der Agonen nach dem Stadium zog,
die ausser den Gegenständen zur Speisung mit welcher sie von Seite der Athener
ausgestattet wurde, auch die Lieferungscjuoten der Theoren in sich aufnahm
wie sie deren Zug im Bildwerke vorführt [§. V. VI]. Ich selbst habe früher
[Philol. XVIII. 1. S. 44] die Schaffe Hydrien und rothen Kleider der Metöken
für Eigenthum des Staatsschatzes und dem Parthenon entlehnt gehalten, bin
aber durch A. Mommsen des Rechten belehrt worden. Man kann letzterem
Gelehrten in Allem nur beipflichten was von ihm (Heortol. S. 181) über den
scharfen Unterschied zwischen der gottesdienstlichen Liturgie der Kancphoren
und den Frohncleistungen der Metöken im privaten Dienste ihrer Patrone bei
Festzügen, wie vom Verhältniss der Schirme Stühle und Hydrien als Privat-
besitz, so überzeugend gesagt worden ist: namentlich bleibt seine Auslegung
der obigen Stelle des Dinarch (a. v. 0. Note*) die einzig richtige, er hat
damit gesichert dass im Opferzuge für Athena-Polias niemals Metöken als
Skaphephoren oder Hydriaphoren die Burg betreten durften. Ms selbst ge-
stand ein dass Metökinnen als Hydriaphoren in jenem Opferzuge ohne Zeug-
niss sind: fallen jetzt auch die Metökenmänner als Skaphephoren aus dem-
selben hinweg, dann bekräftigt dies meine Annahme dass nur der Theorenzug,
nicht aber noch die athenische Hekatombe im Bildwerke dargestellt ist.

'ov

XL Eiresione der Thallophoren.

Gleich den Kanephoren wurzeln die Thallophoren im Tempelcultus der
Athena-Polias: beide sind nach Philochoros und Anderen [Schol. Aristoph.
Wesp. 544] vom Erichthonios eingesetzt, mithin an die Cultusfeier der jähr-
lichen Panathenäen geknüpft, was auch anderwärts seine Bestätigung findet.
Bei dieser verrichten die Thallophoren einen heiligen Weiheakt, der sich aus-
schliesslich auf die Göttin als Geberin der Olivenfrucht bezieht: es hätte auch
die Thallophoric als Stiftung jenes Königs kaum so vornehmlich betont werden
können, wenn sie nicht eine ganz wesentliche Beziehung auf jene Eigenschaft
der Athena einschloss. Werden die Thallophoren daher schlechthin bei der
panathenäischen Pompe erwähnt, so kann hiermit nur der gottesdienstliche
Zug nach dem Poliastempel gemeint sein: in der agonalen Pompe, oder gar
in der vierjährlichen Peplosprocession, kennt kein einziges Zeugniss Thallo-
phoren. Dass ihrer im Festdecret eben so wenig als der Kanephoren beson-
ders gedacht ist, war nicht auffallend, da wie bemerkt [§. II] beide selbst-
verständlich zur jährlichen Cultusfeier gehörten: indem jedoch ihre Verrichtung
ein Sacrum ist, werden sie nothwendig ihre Stelle in der Opferpompe der
Hieropöen gefunden haben.

Bekanntlich heisst 0«XX6? ohne weiteres, bei den Athenern der Oliven-
zweig [Pol!. I, 285. Schol. Hom. p, 224]: doch ist nicht jeder Mann der
bloss einen solchen Zweig trägt ein Thallophoros, vielmehr wird ein conse-
 
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