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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0063
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60 XI, Eiresione der Thallophoren.

crirter Zweig bedingt. Den besonderen Sinn welchem hier diese Bezeich-
nung unterhegt erkennt man aus dem Umstände, dass nur AkkerVerwalter,
unter diesen auch zugleich die schönsten Männer, als Thallophoren genannt
sind [Baumcultus XXV. Etym. M. 441, 51. Schob Aristoph. a. v. 0.]: es
wird deshalb deren Eigenschaft als Olivenbauer maassgebend für ihre Er-
scheinung im Festzuge zur göttlichen Olivengeberin gewesen sein. Diese
Beziehung ist deutlich in der Weihegabe eines heiligen Eiresionezweiges
der Olive ausgesprochen, welchen dieselben alljährlich an den Panathenäen
der Göttin überbringen [Baumcultus S. 393 flg., wo aber Hekatombaion statt
Thargelion zu lesen ist. Vgl. Etym. M. 303, 18. 8t]. Nothwendig setzt die
erste Thallophorie nach dem Tempel der Athena-Polias unter ihrem Stifter
Erichthonios, schon das Vorhandensein eines Oelbaumes ausserhalb der Burg
voraus, von welchem der Thallos genommen wurde: es ist dieses jene heilige
Moria in der Akademie, welche als der erste Abpflanzer vom Burgölbaume
galt. Ob deren Abpflanzung schon durch Kekrops oder erst durch Erich-
thonios geschehen sei, ändert an der Thatsache nichts dass sie bei dem ersten
Panathenäenzuge bestehen musste. Von ihr waren die übrigen zwölf nient-
heiligen Moriai in der Akademie erst Senklinge, sie lieferten die Kränze
und das Preisöl der panathenäischen Sieger*): von ihren Senkungen sollten
wiederum alle Olivenpflanzungen des ganzen Landes stammen. Dieser Eire-
sionszweig von jenem heiligen Baume, ist die Weihegabe des Staates: es
würde aber der Annahme nichts entgegenstehen dass jeder Thallophor, als
Geleitsmann dieser officiellen Eiresione vom Staatsbaume, einen mit Binden
geweihten Thallos aus seinem privaten Olivenareal der Göttin darbrachte.

Von jener Eiresione heisst es [Schob Clem. Alexandr. pag. 9, v. 33 Pott.]
spup" — tyjv Xs-;o[Agvsv Etpsaiiowj tpijalv, rp oukus 7rept£iXouvte? spiois xccl xaiviai;

*) Ein festlicher Wettkampf ohne Preis, Ehrenpreis oder Werthpreis oder beides zugleich,
ist bei den Hellenen nicht denkbar: auch der vom Erichthonios zu den Panathenäen gestiftete
Apobatenagon musste gleich den Kranz und Oelkrug als Preise haben, es sind beide deswegen
auch für später noch hinzugetretene Disciplinen des Agones traditionell festgehalten worden.
Dies bedingt schon das Vorhandensein jener 12 Moriai in der Akademie von -welchen Erich-
thonios beide nahm: noch mehr das frühere Vorhandensein ihres Mutterbaumes, der heiligen
Moria hier, von -welcher die Eiresione der Thallophoren kam. Ist das richtig, fand Erich-
thonios die Bäume schon bei Stiftung seiner Panathenäen vor, so fiele die Pflanzung der heiligen
Moria und der zwölf Absenker von ihr, endlich die Entlehnung der Pflänzlinge von diesen
zwölfen zur Verbreitung im ganzen Lande, kurz nach Einführung des Stammbaumes auf der
Burg, also noch in die erste Zeit des Staates der kekropischen Dodekapolis in welche von
der Genealogie die Erscheinung des Erichthonios vorlegt wird. Das drängt zu der Annahme
es hänge die Zwölfzahl der Moriai mit jenen zwölf Städten zusammen, so dass für jode Stadt
eine Moria als Mutterbaum gepflanzt ward von -welchem sie einst die ersten Stekklinge ent-
lehnte, dafür aber, gleich den Epidauriern (Herodot 5, 82), in eine bedingte Opferpflichtigkeit
gegen Athena verfiel. Ich glaube eine Andeutung von letzterem Verhältniss darin zu sehen,
dass vor Thescus (Thukyd. 2, 15) die Archonten der einzelnen Städte Attikas, obwohl diesel-
ben unabhängig und selbstständig waren, dennoch zum Burgkönige nach Athen gehen musston
wenn gemeinsame Angelegenheiten zu berathen waren. Meine frühere Beziehung dieser zwölf
Stammbäume auf die zwölf späteren Phylen, ist schon von Sauppc mit Rocht als unzutreffend
gerügt worden.
 
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