Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0073
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
70 XIV. Die Paraskeve. Reiter. Viergespanne.

(poivtxTJv laÖTj-a xote xscpaXafot? iirsßaXs xal iceptsxaXü^ev a.b-a: bezüglich
hierauf sind noch die Stellen bei Aeschines (Trugges. p. 15) und dem Scho-
liasten zu Deinosthenes (f. d. Krönung 234, 21). Wenn also Demosthenes
diesen Apparat nach dem Theater scharfen lässt, dann setzt das eine Ent-
lehnung aus dem Staatsschätze voraus wie sie der Zophorus darstellt:
schliesslich auch eine Zurükklieferung in denselben, die jedoch hier im Zo-
phorus entschieden nicht dargestellt ist. Man sieht aus diesem Vorfalle dass
es zu Athen nicht einmal eines Opfers oder einer Pompe bedurfte um für
irgend welchen Staatsakt gewisse Requisiten aus dem Schatze zu entlehnen.
Freilich wirkt diese Thatsache zum Falle des Peplos und semer Uebergabe
mit, man hätte sie aber doch besprechen müssen auch wenn sie ungelegen
kam. Als grossartiges Seitenstükk hierzu, das auch von dem Reichthum
der Schatzhäuser mancher Gottheiten an prachtvollen Teppichen zu solcher
Verwendung zeugt, wurde [Philol. a. v. O.] noch jenes kolossale vom Euri-
pides (Jon 1143) erwähnte Speisezelt in Delphi, die sogenannte <jx7]vtj AeXcpixvj
angeführt, welche man an gewissen Festen hier aufschlug und mit den gol-
denen Speisegeräthen des Thesaurus für die Mahlzeit ausstattete. Im Allge-
meinen sind Zelte aus Teppichen bei Panegyreis und Opfermahlen, innerhalb
wie ausserhalb der Ileiligthümer, bei den Alten etwas ganz Gewöhnliches
(Polyaen. strateg. 6, 45. üiod. 19, 22).

Nach dem eben Dargelegten ist die Uebergabe des Peplos wie der
Diphroi an die Poliaspriesterin nicht mehr aufrecht zu halten, obwohl sich
der Ausleger kaum entschliessen wird dies zuzugeben: denn sobald dieser
Cardinalpunkt seiner Annahme des Opferzuges mit dem Peplos nicht mehr
gültig wäre, stellte das auch seine olympischen Gottheiten bei demselben in
Zweifel, weil die Voraussetzung dann hinwegfiele auf welche die Epiphanie
derselben gegründet ist. Ueberhaupt scheint allein schon in der Stelle
welche diese beiden Gruppen einnehmen, ein entscheidendes Zeugniss gegen
die Eigenschaft der links und rechts neben ihnen sitzenden Personen als
Gottheiten zu liegen; wäre hier eine Götterve>*sammlung, dann hätte dieselbe
ungetrennt die Mitte des Bildwerkes einnehmen müssen, wie das im Zopho-
rus der Ostfront des Niketempels der Fall ist: indem aber der Bildner die
Mitte gerade durch handelnde Menschenkinder bezeichnete, glaubte ich darin
bekundet zu sehen dass er bestimmt an keine Gegenwart von Gottheiten in
jenen Sitzenden gedacht habe.

XIV. Die Paraskeve. Reiter. Viergespanne.

Vor Betrachtung der übrigen Einzelnheitcn in der Ostfront wird ein
Ueberblikk des bisher Gegebenen an der Stelle sein.

Das ganze Bildwerk umschliesst als Zophorus nicht einen Oultustempel,
er umfängt die inneren Räume des mächtigen Thesaurentempels vom Schutz-
lande der Göttin: Opferhandlungen und heilige Ausrichtungen für Athena
 
Annotationen