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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0072
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Xm. Schatzmeister, Knabe mit Teppich. Schaffnerin, Mädchen mit Stühlen. 69

bei der Empfangnahme solcher Gegenstände? Von solchen Diphrophoren ist
zwar früher (S. 213) mit leisem Zweifel gesagt dass sie nicht ausdrükklich
bei den Panathenäen bezeugt würden, gleich nachher (S. 215) sind aber beide
Mädchen schon als die Diphrophoren in 31. 32 unverkennbar geworden. Nach
athenischem Brauch sind Diphrophoren bloss Mägde der Edelfräulein,
welche dienend hinter letzteren hergehen wenn dieselben als Kanephoren in
gewissen Pompen fungiren, nm ihnen Stühle eignen Besitzes, nicht aber
Pompenstühle des Staatsschatzes nachzutragen (Aristoph. Vög. 1549 u. Schol.).
Nun giebt es zugestandener Maassen in der panathenäischen Opferpompe
keine Stuhlträgerinnen: dennoch sollen gleich als die ersten Personen an
der Spitze dieses vermeintlichen Festzuges im Bildwerke, zwei solcher Mägde
bereits zur Poliaspriesterin ins Innere des Heiligthums mitten zwischen die
Götterversammlung gekommen seien um ihre Stühle schon reponiren zu
lassen, während sich ihre beiden als Kanephoren 50. 51 (S. 259) bezeichneten
Edelfräulein noch weit hinter ihnen im Zuge befinden. Wie lässt sich das
zusammenreimen! Schwerlich kann man hierfür an künstlerische Rükksichten
oder sogenannte ästhetische Beweggründe in der Composition appelKren,
mittelst deren man jüngster Zeit so freigebig oft die unglaublichsten Dinge
in ein Bildwerk hineinerklärt hat. Ueberhaupt können in keiner hellenischen
Opferpompe Diphrophoren an der Spitze gehen: der Lustralwassereimer
(äiTOppav-nrjpiov, j^epviBetbv) nimmt diese Stelle ein, to /spvtßsibv irpänov rt Trop/iri]
aaepv)? [ Antisthenes bei Poll. 10, 6ä]. Denn weil jede Opferhandlung , schon
nach Homer [A, 449], mit der Lustration der Opferthiere und Opfernden
beginnt, wird der Wasserkessel hierzu, dann diesem unmittelbar folgend der
Inhalt der Kana, zur Consecration des Opfers gebraucht. Ein solches Lustral-
wassergefäss fehlt als Bekundung des Opferzuges hier ganz, unter allen
Pompeia der Mädchen ist keines: dennoch hat sich die Verwendung der
beiden Aporrhanteria im Schatze des Parthenon [Philo!. XIX. 1. S. 44]
durch die Thatsache belegen lassen, dass sie unter den Pompeia erscheinen
welche man den Theoren auf ihren Staatsmissionen zu den Opfern nach der
Stätte ihrer Sendung mitgab.

Die vorhin angedeutete Verwendung der Stühle Polster und Tücher
aus dem Parthenon, ist meinerseits [Piniol. XVIII. 1. S. 32 fgd.| durch
einen geschichtlichen Vorgang belegt worden der als ganz allgemein gültiges
Beispiel für athenische Verhältnisse gelten kann: ich muss hier daran er-
innern, weil Ms für gut gefunden ihn zu übergehen. Der Vorgang betraf
die vom Demosthenes erwirkte Herrichtung eines mit Polstern belegten und
durch purpurfarbene Tücher baldachinartig ausgestatteten Ehrensitzes (st;
Ttpoeoptav), für die Makedonischen Gesandten im Theater (öseev zk AtovoatV).
Aeschines (Ktesiph. p. 22) sagte hierüber 7rpoaxe<paXaia £(h)xs (Demosthenes)
xal «potvixßas -spts-stctjE: dazu erklären die Schoben efc irposBp&tv] ete IjtKpavTJ
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