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Bötticher, Carl
Die Tektonik der Hellenen (Band 2): Der Tempel in seiner räumlichen Anordnung und Ausstattung — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.4581#0280
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S. 65. Festhalten an der stammeigenen Bauweise in allen Colonien. 627

Nereidenmonumente in Lykien, dessen Reste das Brittische Museum erworben
hat, die Säulen mit ihren Capitellen und Spiren durchaus getreu den Säulen
des Athenischen Poliastempels, nur in kleineren Massen nachgebildet (Verz. d.
Abg. des Berl. Mus. No. 117 a, 610—611): und da sogar das Gewand der
Nereidengestalten durch seine gewellte Sahlkante die Attische Bildhauerschule
des Phidias verräth, so lässt sich durch beides auf die Zeit der Gründung
dieses Monumentes schliessen.

Gewiss bedingte wie schon gesagt, die Entlehnung von Sacra, welche
in einem Tempelheiligthume gepflegt werden, auch die Einrichtung des
Filialtempels änlich dem Urbilde: doch ist es weniger die Aphidrysis, welche
die stammeigene väterliche Bauweise verbreitet als vielmehr ganz unabhängig
von ihr die Colonie selbst mit ihrem Aufblühen. Denn jede Colonisten-
wanderung, mag sie aus eigener Bewegung geschehen, oder auch, wie dies
am häufigsten der Fall war, vom Delphischen Heiligthume angeregt sein,
stiftet alle Tempel auf der neuen Siedelstätte in der väterlichen Kunstformen-
weise. Dieses Festhalten der stammeigenen Kunst für alle Heiligthümer,
welche Dorier oder lonier in ihren Colonien gründen, ist eine Thatsache,
welche durch das ganze Alterthum hindurchgeht. Es liegt hierin die ganze
Geschichte der Wanderuno; der Bauweise mit dem Cultus.

A. \V. Scliado's Buchiiruckcrci (L.8chad<0 In Berlin, Stallscureiborslr. 45/46.
 
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