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Boetticher, Adolf
Die Akropolis von Athen nach den Berichten der alten und den neuesten Erforschungen — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.674#0326
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Themistempel. Aphrodision. Isistempel. 275

der Themis zu; für das Aphrodision seien seine Abmessungen zu klein
gewesen.

Das Aphrodision, in welchem auch die Peitho verehrt wurde, ist
zweifellos verschwunden. Es lag etwa an der Stelle, wo die grosse
Cisterne die südliche Terrassenmauer durchbricht. Von ihrem Dienste
haben die Ausgrabungen nur ein einziges Basisfragment finden lassen.
Gleichwohl ist dieses Fragment wichtig, weil es ein vierseitiger'Altarblock
zu sein scheint, auf dessen Vorderseite die Namen des Hermes, der
Aphrodite, des Pan, dann der Nymphen und endlich der Isis eingegraben
sind. Die auf seiner linken Seite eingemeisselten Namen überzeugen
uns, dass die Aphrodite Pandemos, Hermes und Pan als Gottheiten des
geschlechtlichen Triebes, der Zeugung und Fortpflanzung hier verehrt
wurden.

Dieselbe Bedeutung legt auch die literarische Überlieferung dem
Dienste der Athena Pandemos bei. Der Beiname Pandemos scheint nur
ein volksthümlicher, kein heiliger gewesen zu sein. Der Aphrodite war
die Taube als ein Symbol der Fruchtbarkeit heilig: am Burgabkange
sind mehrere Tauben aus Marmor aufgefunden worden. Als Symbol des
Geschlechtstriebes erscheint der Bock in der Begleitung der Aphrodite
sowohl wie des Hermes. Die älteren Cultbildnisse der Aphrodite und
Peitho waren zu Pausanias' Zeit verschwunden und an ihre Stelle waren
neue von „nicht unbedeutenden Künstlern" getreten.

Das Aphrodision lag nach Euripides dem troizenischen Lande gegen-
über. Die Peloponnesos und in ihr Troizene kann man nur von einem
Punkte der Akropolis sehen; sie verdeckt das Museion. —

Mit dem Namen der Isis verbindet Köhler sehr sinnreich eine
schon früher aufgefundene Inschrift, in welcher die Rede von der Auf-
stellung eines Bildes der Aphrodite in dem Heiligthum einer anderen
Göttin ist, deren Name weggebrochen ist. Die in dieser Inschrift ge-
nannten Beamten sowie ihr Fundort oberhalb des dionysischen Theaters
haben Boeckh auf die Vermuthung geführt, dass Isis am Südabhang der
Burg ein Heiligthum gehabt habe, in welchem eben jene Statue aufgestellt
gewesen sei. Aus der Vergleichung des mit den Götternamen versehenen
Monumentes mit den übrigen am Südabhang der Burg gemachten Funden
scheint sich Köhler zu ergeben, dass in dem Tempel der Aphrodite
Pandemos Bilder der verwandten Gottheiten Hermes und Pan standen,
und dass bei dem Tempel und vielleicht innerhalb des dazu gehörigen
Heiligthumes eine Cultstätte der Nymphen und in der späteren Zeit ein
Heiligthum der Isis sich befanden.

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