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Boetticher, Ernst
... Sendschreiben über Troja (Teil 3) — 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4333#0001
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Drittes Sendschreiben über Troja.

Infolge meines ersten Sendschreibens an den Anthropologen-Congress 7.11 Wien hat
auch Hr. Dr. Dörpfold, Schliemauns Architect i. J. 1882, jetzt 1. Sekretär, d. i.
Leiter des K. D. Archäolog. Instituts in Athen, das "Wort ergriffen. Für ihn hat es be-
sondere Bedeutung. Recht zu behalten. Hr. Schliemann kann mein Troja annehmen und
zugeben, nur dessen Feuornekropole ausgegraben zu haben, ohne sieh das Mindeste zu
vergeben, er bleibt dcsshalb doch der opferfreudige wissensdurstige Mann, der die wissen-
schaftlich so hochbedeutsame Nekropble an's Licht gebracht und dadurch die Lage TYoja's
festgestellt hat. und er kann mit stolzer Genugthuung den Traum seiner Jugend erfüllt
scheu, und das schöner denn je, weil die Stadt nicht, wie er jetzt noch meint, auf wenige
hundert Meter beschränkt auf dem nackten Kalkstein-Plateau von Hissarlik, sondern unten
in der Ebene am Meer und unmittelbar am Skamander gelogen hat, wo sie sich in all
der Pracht und Herrlichkeit ausdehnen konnte, welche Homer schildert, ein Konstanti-
nopel der Vorzeit, zu dessen Bekämpfung wohl die gauze Macht Griechenland erforder-
lieh gewesen sein mag. Anders als Hr. Schliemann steht Hr. Dörpfehl zur Sache. Er ist
der Urheber der Gestalt, welche das seit 1879 von aller Welt zurückgewiesene Schlie-
maun'scho Troja i. J. 1882 annahm. Naturlich tritt er darum absolut unfehlbar auf und
will an seinem Werk nicht rütteln lassen. Hr. DOrpfeld hat dementsprechend in der
X a t i 0 n a 1 - Z e i t u n g Nr. 474 (23. 8 1889) Folgendes veröffentlicht:

Troja-Ilissarlik — eine Fciiernekropole ?

Unlängst wurde über ein offenes Sendschreiben berichtet, welches Herr Haupt-
mann a. II. Ernst Bötticher an den Wiener Anthropologenkongress über die Troja-Frage
gerichtet hat. In demselben kündigt Herr Bötticher sein neuestes Werk über diese Frage
an , welches noch einmal den wissenschaftlichen Beweis enthalte, dass Schliemann in
Hissarlik nicht, wie er vorgebe, mehrere Städte mit Burgmauern und Wohnungen, son-
dern eine — Feueniekropolo gefunden habe. Das Sendschreiben selbst und das neueste
Buch sind mir leider nicht bekannt; auch weiss ich nicht, ob der Kongress als solcher
in irgend einer Form auf das Sendschreiben geantwortet hat oder noch antworten wird.
Ich halte mich aber verpflichtet, den Auszug des Sondschreibens, welcher in mehreren
Zeitungen erschienen ist, mit einigen Sätzen zu beleuchten und zu beantworten, weil ich
selbst bei den letzten Ausgrabungen Schliemann's in Troja als Architekt t.liätig war, und
weil es sich bei den Angriffen des Herrn Bötticher hauptsächlich um die architektonischen
Funde handelt.

Es sollen namentlich fünf Punkte seiM. deren wissenschaftliche Widerlegung Herr
Bötticher von seinen Gegnern fordert. Sie mögen hier alle fünf kurz besprochen werden:

1) „Es sei zu Hissarlik nicht die Spur einer Stadt gefunden worden. Die soge-
nannte Unterstadt sei völlig aus der Luft gegriffen." Zahlreiche Gelehrte und Techniker
sind bei den letzten Ausgrabungen im Jahre 1882 in Hissarlik zugegen gewesen oder
 
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