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Boetticher, Ernst
... Sendschreiben über Troja (Teil 5): Hissarlik, wie es ist: auf Grund der Untersuchungen vom 1. bis 6. Dezember 1889 und im Frühjahr und Sommer 1890 ; (nebst Protokoll der Zeugen) — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.5497#0048
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Diese „Erklärung" berichtige ich wie folgt: Prof. Virehow gab sich in der
Akademie der Wissenschaften die grösste Mühe, die Wahl des Major Steifen als
üelegirten durchzusetzen. Vergeblich! Die Akademie beschied Dr. Schliemann
(wie das Sekretariat derselben mir auf Anfrage brieflich mittheilte), „es sei nicht
„ihre Sache, sich durch Entsendung eines' Delegirten in schwebende Controversen
„einzumischen." Auch die Wiener Akademie hat, entgegen Dörpfeld's Behauptung,
den Prof. Niemann nicht gewählt, sondern dessen Name hat sich, wie mir das
Sekretariat derselben d.d. 12./II. c. mittheilte, lediglich „unter den dem Herrn
„Dr. Schliemanu auf sein Ersuchen seitens der kais. Akademie namhaft gemachten
„unparteiischen Zeugen befunden."

Das Schiedsgericht, das Herrn Virehow'den „furchtbaren Unsinn" (!) aus der
Welt schaffen sollte, war also völlig in's Wasser gefallen, und Schliemanu musste
sich begnügen, persönlich Zeugen einzuladen. Die nie widerrufene Zeitungsmär vom

,,er s^e^eu Grabungen in Hissarlik nichts einzuwenden habe,, dass er im Gegentheil
„500 Fies, für solche bewillige. In einer Nachschrift bemerkt Schliemanu, dass es
„ihm am besten erseheine, grosse Grabungen vorzunehmen und mehrere Gelehrte ein-
zuladen". So schrieb Schliemaun am 13. an Dörpfeld: Der Welt, erzählte er in
seinem ..Offenen Briefe'' v. 14. (N. Fr. Pr. Nr. 9003) Folgendes: „In seinem soeben
„eingegangenen „Dritten Sendschreiben über Troja" nimmt Herr Hauptmann Bötticlier,
„zwar die von Herrn Dr. W. Dörpfeld au ihn ergangene Aufforderung zur gemein-
schaftlichen Reise nach Hissarlik au, richtet aber gleichzeitig das Verlangen an mich,
„derartige Veranstaltungen zu treffen, dass er mindestens acht Tage lang mit Spitzhaue
„und Späten nachforschen und geeignete Partien photographiren kann. Dazu Ii in
„ich jedoch nicht im Stande, da ich weder einen Ferman für Ausgrabungen,
„uoch eine Hütte oder ein Werkzeug in Hissarlik habe. . . . Da aber Herr Haupt-
mann Bötticlier seit mehr als sechs Jahren mit einem Eifer, der eines wirklich er-
habenen Zieles würdig wäre, bemüht ist, alle meine Arbeiten herabzuwürdigen und
„meine hochwürdigen, gelehrten Mitarbeiter zu verdächtigen, auch geschickte
„Auswände gefunden h'at, Herrn Dr. Dörpfeld nach Troja zu begleiten, so bleibt
..mir jetzt nichts Anderes übrig, als die Ausgrabungen in Troja fortzusetzen. . . .
„Sobald als alle Bauten errichtet, alle nöthigen Werkzeuge von Athen angebracht, auch
,;die erforderliehen Tramways zur Fortschaffung des Schuttes eingerichtet sind, werde
„ich nicht verfehlen, die kaiserlich deutsche Regierung zu bitten, eine wissenschaftliche
..Commissiou zu mir nach Hissarlik zu schicken. . . . Natürlich ist Herr Hauptmann
„Bötticlier freundlich eingeladen, sich an den Arbeiten dieser Commissiou zu betheiligeu;
„sollte er aber wieder Vorwäude finden, nicht nach Hissarlik zu kommen,
„so werden die Arbeiten der Commissiou dadurch keinen Augenblick aufgehalten
„werden."

Nun vergleiche man diese beiden Auslassungen und den Schluss der Dörpfeld-
schen Erklärung! Ist das ehrlich V ... — Da man Schliemanu glaubte, so brachte
auch die „Wochenschrift für klassische Philologie" (Nr. 6, 1890) die unrichtige Mit-
theilung „das Auerbieten Dörpfeld's hat Bötticlier so vorklausulirt angenommen, dass
„Schliemaun es vorzog, den Ferman lieber für sieh zu neuen Ausgrabungen als für
„Böttieher zu erbitten."

Schlieinann's Einladung zu den Haupt-Ausgrabungen ist durch seineu Abbruch
aller Beziehungen aülgehoben.
 
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