Boetticher, Ernst: ... Sendschreiben über Troja (Teil 5): Hissarlik, wie es ist: auf Grund der Untersuchungen vom 1. bis 6. Dezember 1889 und im Frühjahr und Sommer 1890 ; (nebst Protokoll der Zeugen) (Berlin, 1890)

Gl

..Berechtigung" abgeleitet Bat, 1889 in Wien meine Hypothese mit dem Dictum
furchtbarer Unsinn" abzuweisen und ihre Diseussion zu unterdrücken (siehe 2. Send-
schreiben,), so mag noch bemerkt werden, dass nach dem Zeugniss Dritter jene
Streitschriften (vgl. Zeitschrift für Ethnologie 1884 und Separatabdruck „Hissarlik
als Feuernekropole") unglaublich oberflächlich und ungenau in ihren thatsächlichen
Angaben sind. Ich habe dieselben in der Kölnischen Zeitung 1884 Nr. G8 III. und
im „Ausland" 1884, Nr. 24 beleuchtet. Mein Vertrauen war mit dem Augenblick
geschwunden, als Prof. Virchow in unversöhnlichem Widerspruch zu Thatsachen,
die ihm bekannt sein mussten, behauptete, „Reste von Brandleichen seien in
Hissarlik gar nicht gefunden worden". Das bezweckte, meiner Hypothese den
Boden zu entziehen, und wie vollkommen dies, Dank Virchow's Autorität, fünf
Jahre lang gelungen, ist bekannt. Was nutzten meine Beweise vom Gegentheil
gegenüber einer Autorität, welcher man blindlings glaubte! Auf derselben Höhe
wissenschaftlicher Forschung bewegten sich die neuesten Schritte. Wie Dr. Schlie-
mann jetzt alle Angaben zurückzieht, die ineine Hypothese unterstützen (z. B.
Ziegelschutt für Holzasche gehalten und nur drei Aschenurnen, nur 60 Pithoi u. s. w.
gefunden haben will, s. S- 29 ff.), so erklärte nun Prof. Virchow.in der Anthropo-
logischen Gesellschaft, er wolle feststellen, in welchen Quantitäten sich Holzkohle
und Asche im Hügel Hissarlik finden, jetzt, nach zehn Jahren, nachdem das, was
Schliemann im Ilios beschrieben, längst weggeräumt, verweht, verschwunden ist.
Die chemische Umwandlung der Asche bei Vermischung mit Erde und an der
Atmosphäre ist bekannt (siehe „Düngen"), also bleibt eine nachträgliche Bestimmung
der Aschenmenge auch in den die Brand-Terrasse umlagernden Schuttmassen unsicher.

Prof. Virchow ist nun im Frühjahr in Hissarlik gewesen, um, wie er in
seiner klassischen Ausdrucksweise der Anthropologischen Gesellschaft ankündigte,
„Bottichers Hypothese endgültig abzuthun". In der Sitzung derselben v. 17. Mai c.
berichtete er „meine Anklagen und Theorien seien durchaus nicht bestätigt worden,
„wenn sich auch Einzelnes ergeben habe, das einstweilen noch einer befriedigenden
„Deutung entbehre". Das klingt gegenüber dem Vorhaben, Bötticher's furchtbaren
Unsinn endgültig abzuthun, etwas resignirt. (Näheres im Anhang III.) Es scheint
auch nicht, dass die wissenschaftliche Welt gerade Virchow als unparteiischen
Zeugen allgemein anerkennt. Meine Hypothese ist nicht abgethan, sie wird ihren
Weg machen. Einstweilen mag es genügen, dass meine Sendschreiben die Gegner
gezwungen haben, aus ihrer „Zurückhaltung" heraus zu treten und die (nach Troja
S. 316) „für immer beendete Arbeit" wieder aufzunehmen.ss)

(Die Ergebnisse der Untersuchung vom Frühjahr 1890 siehe im Anhang III.)

22) Für die Gehässigkeit des Ringes ein Beispiel: Ich verschob die Entrichtung
des Jahresbeitrages zur Beil. Anthropolog. Gesellschaft pro 1889 infolge Meinungs-
verschiedenheiten (der Schatzmeister machte davon entgegen § 39 der Statuten die
Sendung der Zeitschr. abhängig) und vergass es dann über den mir im J. 1889 er-
wachsenen Arbeiten. § 13 d. Statuten sehreibt die Einziehung durch Postuachnahme
vor. Wird dann die Zahlung verweigert, so wird der Name des Weigernden in der
Mitgliederliste gelöscht. Der Vorstand hat aber ohne Erfüllung des § 13 unter dem
leeren Vorwande einer vergeblicheu Mahnung des Schatzmeisters (vgl. oben) meinen
Namen im Laufe des vorigen Jahres willkürlich gestrichen. Ich erfuhr dies erst
am 16. März c., als ich dem Sekretariat mittheilte, ich wolle demnächst einen Vor-
trag über Hissarlik unter Erläuterung durch Modelle halten. — Ich hätte ja nun
Restitution verlangen können, verziehte aber gerne auf diese; Mitgliedschaft.