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Boetticher, Ernst
... Sendschreiben über Troja (Teil 5): Hissarlik, wie es ist: auf Grund der Untersuchungen vom 1. bis 6. Dezember 1889 und im Frühjahr und Sommer 1890 ; (nebst Protokoll der Zeugen) — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.5497#0071
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er seine Grabungen begann, vielleicht Niemand ge-
wachsen war. Erst im Laufe der siebziger Jahre
entwickelte sich an den grossen Unternehmungen
ähnlicher Art in Griechenland und Kleinasien und
durch die Thcilnahme von Architecten an denselben
jene Forschungsiuethode, welche in der technischen
Analyse der Bauwerke die Grundlage aller weiteren
Folgerungen schafft.

Schliemann hatte inzwischen während der Ar-
beit erkannt, dass in Hissarlik technische Räthsel
eigener Art zu lösen waren, und als er, im Jahre 1882
nach dem Erscheinen des Buches Ilios, sich entschloss,
nochmals zum Spaten zu greifen, sicherte er sich die
Hilfe des Architecten Dörpfeld, welcher als tech-
nischer Leiter der Ausgrabungen in Olympia und
durch .spätere vergleichende Studien an verschiedenen
Punkten der alten Welt reiche Erfahrungen gesam-
melt hatte. Sehliemann ging mit der Ueberzeugnng
nach Hissarlik, dass zur vollständigen Lösung der
trojanischen Frage weitere Untersuchungen erforder-
lich seien. Als an Ort und Stelle Dörpfeld ihn da-
rauf aufmerksam machte, dass er zwischen den Ge-
bäuden der zweiten und dritten Ansiedlung nicht
richtig unterschieden habe und dass das kleinliche
Gemäuer der dritten Ansiedlung unmöglich der Barg
des Priamos angehört haben könne, da Hess er unter
Dörpfelds Leitung die zweite Ansiedlung vollständig
ans Lieht bringen. Es zeigte sich, dass die Bauwerke
dieser Periode durch Einheitlichkeit der Anlage,
durch Grösse und technische Ausführung von den
anderen Ansiedlungen, welche in Hissarlik ihre
Spuren zurückgelassen haben, sich unterscheiden.
Während alles oberhalb der zweiten Ansiedlung
befindliche Mauerwerk, mit Ausnahme der ganz
oben gelegenen makedonischen oder römischen Ge-
bäude, den Stempel kunstlosester Dürftigkeit trägt,
erkennt man, dass diese zweiten Ansiedler erfahrene
Werkleute zur Verfügung hatten, welche ihr Material
beherrschten; man erkennt, dass es sich hier nicht,
wie in den oberen Schichten, um nothdürftig gegen
die Witterung schützende Hütter. handelt, sondern
um eine vertheidigungsfähige Burg.

Die Geschichte der Ausgrabungen des Jahres
1882 und die Darstellung der Funde bilden den In-
halt des Buches „Troja", welches Ende 1883 erschien

Diese Methode ist verkehrt,
weil einseitig. Die „Grundlage
aller weiteren Folgerungen" ist
häufig nur in den Funden ge-
geben. Eines schickt sich nicht,
für Alles. Erst die Funde kenn
zeichnen z. B. einen Keller als
Weinkeller oder als Gruft.

Dörpfeld war nicht „tech-
nischer Leiter der Ausgrab-
ungen in Olympia". Diese von
1875 bis 1881 (März) währenden
Arbeiten lagen in den Händen
des Baurath Adler u. des.Bau-
meisters Prof. Ad. Boetticher.
Erst spät und in dritter Linie
war der Eisenbahn-Bauführer
Dörpfeld dort mitthätig.

Unrichtige Darstellung. Vgl.
S. 14. Es hat lediglich eine
Verquickung von Resten der
3; Schicht (Ansiedlung) mit
Theilen der 2. stattgefunden.

Unrichtig! In allen diesen
sog. Ansiedlungen fanden sich
inmitten kunstloser Dürftig-
keit Beweise besseren Kön-
nens. Vgl. z. B. Ilios S. 28.
„ein Gebäude von 1U Fuss
„Höhe, dessen Mauern ans
„behaucnen, mit Lehm ge-
fügten Kalkstein blocken voll-
kommen glatt waren in einer
„Tiefe von 20 Fuss (4. Ansied-
„lung)."

Wo ausnahmsweise Be-
herrschung des Materials er-
kennbar ist, da zeigt das nur,
dass man überhaupt besser
bauen konnte, aber (in einer
Feuernekropole) meist nicht
wollte.

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