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Boetticher, Ernst
... Sendschreiben über Troja (Teil 5): Hissarlik, wie es ist: auf Grund der Untersuchungen vom 1. bis 6. Dezember 1889 und im Frühjahr und Sommer 1890 ; (nebst Protokoll der Zeugen) — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.5497#0079
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voller genommen wird, als der gute Geschmack er-
laubt, und dass darin der Vorwurf wissenschaftlicher
Unredlichkeit, durch Scheinbeweise unterstützt,
mehr als ein Dutzendmal wiederholt wird.

Die Angegriffenen konnten gegen den Vorwurf
der Fälschung kaum etwas anderes vorbringen als
das Ersuchen, Herr Hauptmann Boetticher möge
sich an Ort und Stelle von dem Sachverhalte über-
zeugen. Den Einwurf, dass Boetticher die Buinen
ja nicht gesehen habe, wollte indessen dieser nicht
gelten lassen. Er schrieb: „Mein Bnch beurtheilt
auf Grund der eigenen Angaben Schliemauns und
Dörpfelds die Buinen von Hissarlik gewiss richtig.
Dazu brauchte ich nicht dort gewesen zu sein."
Mit einem gewissen Stolze bezeichnete er selbst
seine Arbeiten als: „uniquement le resultat d'une
etudo de cabinet", und meint trotzdem „in Hissar-
lik besser zu Hause zu sein als Herr Dörpfeld."

Als Boetticher sich schlieslich herbeiliess, in
Hissarlik zu erscheinen, sah er, wie völlig falsch
das Bild war, das seine Phantasie ihm vorgespie-
gelt hatte. Nicht blos die Unparteiischen, sondern
Boetticher selbst überzeugte sich, dass die von ihm
erhobene Beschuldigung, Dörpfeld habe die Ausgrab-
ungsergebnisse gefälscht, jedes Grundes entbehre,
und desshalb nahm er die Beschuldigung in einer
zu Protokoll diktirten und von ihm selbst später
theilweise veröffentlichten Erklärung zurück.

In Hissarlik wurden jene Missverständnissc
aufgeklärt, welche Boetticher zu seiner Hypothese
veranlasst hatten, und es wurde von den Zeugen
die Uebereinstimmuug' des Thatbestandes mit dem
Plane Dörpfelds konstatirt- Boetticher musste diese
Uebereinstimmuug inmehreren wichtigen Punkten
einräumen.

Er räumte ein, dass die bestehende Ringmauer
keine „von Ventilationskanälen durchkreuzte Gänge"
enthalte, sondern eine massive Futtermauer sei;
er räumte ein, dass auf dieser Futtermauer an den
von der Ausgrabung verschonten Stellen eine gleich-
falls massive Lehmziegelmauer steht; er räumte ein,
dass in der Mauer Eingänge (sagen wir Thore) sich
befinden; er räumte ein , dass die Mauer des Ge-
bäudes A an dem Punkte ihr Ende findet, wo J

Unparteiische finden das
nicht! Wie komisch, wenn
Vertreter des „Schliemann-
Ku] tus" gerade da von sprechen
wollen !

Niemann ignörirt hier, dass
dies Ersuchen erst nach fünf
Jahren vergeblicher Unter-
drückuugsversuchc erfolgte!

Der „unparteiische" Zeuge
unterdrückt hier meinen Zu-
satz „eomme ledisent tres just-
etnent nies ad vorsah-es"
— cf. La Troie p. 68.
• . . „sich schliesslich herbei-
liess" ist eine Unwahrheit.
Vgl.S.43Anm. u. 4.Scndsehr.
S. 5.

Eine erstaunlich dreiste
Behauptung! Vgl. Anhang I.

Vgl. S. 18. 45. 50.

Phrasen! Der „unpartei-
ische" Zeuge verschweigt, dass
er selbst mehrere Unstimmig-
keiten anerkennen musste-
(Vgl. Burgberg S. 4, Unter-
stadt S. 4, Futtermauer S. 8,
also wirklich wichtige Punkte.)

Sic! ad 1 verschleiert diese
Darstellung die Thatsacho,
dass diese Futtermauer (nicht
„Ringmauer") eine Correctur
d. Schliemann-Dörpf'eld'schen
Angaben ist (vgl. S. 8); ad 2
schieben mir die auch ins
Protokoll hinein corrigirten
Worte „auf dieser Futter-
mauer" etwas unter, was ich
 
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