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Boetticher, Ernst
... Sendschreiben über Troja (Teil 5): Hissarlik, wie es ist: auf Grund der Untersuchungen vom 1. bis 6. Dezember 1889 und im Frühjahr und Sommer 1890 ; (nebst Protokoll der Zeugen) — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.5497#0082
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_A_ n h a n £• III.

Die Untersuchung des Hügels Hissarlik

im Frühjahr und Sommer 1890.
(Nebst Protokoll der acht Zeugen.)

Ich liess mit Fleiss den Gegnern bisher das Wort und wartete mit Ruhe
auch noch das Ergebniss der Untersuchungen ab, denen auf Schliemann's Einladung
mehrere Geiehrte, Virehow (!) an der Spitze, beiwohnten. Dieselben haben folgende
Erklärung veröffentlicht:

„Die Unterzeichneten, von den Herren Dr. H. Schliemann und Dr. W. Dörpfeld
zur Besichtigung der Ausgrabungen von Hissarlik eingeladen, haben während
mehrerer Tage die Ruinen einer sorgfältigen Untersuchung unterzogen, nachdem
sie sich vorher mit Jen Schriften des Herrn Hauptmann Boetticher über die Be-
stimmung der aufgedeckten Bauwerke und spezioll mit dem Buche: „La Troie de
Schlieniaun, une neeropole ii inoineratio.il!' bekannt gemacht hatten. Die Ergebnisse
dieser Untersuchung sind in den folgenden Sätzen niedergelegt:

1) Die Ruinen von Hissarlik liegen auf der äussersten Spitze eines von Osten
nach Westen streichenden Höhenzuges, der sich in die Skamander-Ebene vorschiebt.
Dieser Punkt, von dem man die Ebene und jenseits derselben die Einfahrt in den
Hellespont übersieht , erscheint vollkommen geeignet zur Anlage eines befestigten
Platzes.

2) Man sieht dort Mauern, Thürme und Thore, welche Befestigungswerke
aus verschiedenen Epochen darstellen.

3) Die im Buche „Troja" Plan VII und in „Ilios" (franzosische Ausgabe)
Plan VII mit rother Farbe bezeichnete Umfassungsmauer der zweiten Ansiedlung
besteht aus einem Unterbau von Kalksteinen, der meist mit Böschung angelegt ist,
darüber erhobt sich eine senkrechte Mauer aus ungebrannten Ziegeln. An einigen
Stellen der Umfassungsmauer ist sogar noch der Verputz auf diesem Lehwziegelbau
erhalten. Kürzlich hat man drei Thürme dieser Mauer aufgedeckt, die noch den
Oberbau in Lehmziegcln tragen; dieselben liegen im Osten an einer Stelle, wo der
Steinunterbau die geringste Höhe hat und es folglich am wenigsten nöthig war,
die Mauer durch Strebepfeiler zu verstärken.

4) Ein Querschnitt durch dieselbe Mauer, in der Verlängerung des Grabens
XZ ausgeführt, bewies das Nichtvorhandensein von „Korridoren", deren Existenz
man behauptet hatte.

Was die Ziegelmauem anbelangt, so ist das einzige Beispiel, das für die
Hypothese von Korridoren in den Mauern angerufen werden könnte, dasjenige an
den dicht nebeneinander liegenden Mauern der Gebäude A und B. Aber hier
gehören die beiden Mauern zu zwei verschiedenen Gebäuden.

5) Der Hügel von Hissarlik hat niemals einen Terrassenaufbau dargestellt,
 
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