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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0164
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dieser pantomimischen Zusammenstellung *), „ war durch das Fest
seihst motivirt und eben so das Dankopfer, welches vor dieselben
gebracht ward.1' Er hätte hinzusetzen können: uuil mit welchen
»liicklicliern Vorbedeutungen hätte das Fest beginnen können als
unter dem Vortritt dieser heilbringenden Gottheiten, Aesculap's, des
Helfers, und Hygiea, der Milden?

So glaubte wenigstens der Schreiher dieses Blattes, der mehr
nls eine Veranlassung hat, den Jahreskreis mit einem Wort und
Bild der hefsten. Vorbedeutung und Gliirkswiiuschnng- anzutreten,
kein vielsagenderes und kräftigeres Symbol zur fröhlichen Bewill-
komuiuung seiner ihm theuren Freunde wählen zu können als jene
ehrwürdigen, mit tausend Zungen und Hymnen **) gepriesenen
Gottheilen, in welchen die Griechen und Römer die Vorsteher und

*) S. Diidalus und seine Statuen, ein pantomimischer Tanz, heraus-
gegeben von Hirt (Berlin , Sander 1802. in gr. 4. mit 12 co-
loiirten Kupfertafeln) S. 17. Gewifs verdiente das hier aufge-
stellte Muster, die Wunder der Pantomime aus dem Schatten-
reiche der alten griechischen Heroenfabeln wieder hervorzurufen,
häutigere Nachahmung, wobei die von Hirt dort ertheilten Winke
ober Kostiimes und Anordnung solclier Ballette sehr unterrichtend
sein könnten. Da es bei solchen Carnavalslustbarkeiteu nicht so-
wohl auf eine regelmäfsig durchzuführende Handlung, wie in
Amor und Psyche, Theseus und Ariadne, ankömmt (denn diese
Gattung gehört aufs Theater), sondern nur von Processionen
die Kede sein kann, die sich am Ende in einige Tänze ver-
schlingen, so erinnere ich noch zum Ueberuufs, dafs die Argo-
naulen in Lemnos, Jason mit der frommen Hypsipyle voran, ein
sehr passendes Sujet für eine edle, so wie die zwölf Arbeiten des
Hercules für eine burleske Procession darbieten können.

*'*) In der Liturgie der Griechen gab es aucli alte und neue Gesang-
bücher, wie hei uns. „Aesculap,4' sagt einmal Lucian (Lob-
rede auf den Demosthenes c. 27.) „läfst sich's gefallen,
wenn ihm in Ermangelung eines neumodischen Liedes ein altes
kräftiges Lied vom Trözenier Ali so dem, oder vom Sopli ocles
gesungen wird." Wahrscheinlich wissen es seihst in Cassel Man-
che, die sich zum neuen Jahre Glück wünschen, nicht, dafs in
dem dortigen Museum Fridericiauum eine Marmortafel mit einem
griechischen Loblied auf den Aesculap und seine Familie aufbe-
wahrt wird, welche zwei hessische Regimenter als gute Beute mit
aus Athen brachten. Landgraf Carl hatte diese Regimenter 1687
an die Venetiauer zum Krieg in Morea abgelassen. Denn, die
Venetianer kauften damals mit -Zechinen, was 100 Jahre später
die Briten mit Guineen!
 
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