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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0165
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Ausspender der holdesten aller Himmelsgaben, der Gesundheit,
anbeteten und verherrlichten. Unsere Leser crhlieken auf dem Ti-
lelkupi'er *) eine durch Form und Material sehr merkwürdige Vor-
stellung des gütigen Gottes, das heifst (selbst der wahren
Ableitung des Wortes nach) des Aeaeulapius **), und seiner
frommen, die Menseben beglückenden Tochter, der Gesundheit
oder, was nach dem Griechischen einerlei ist, der Hjgiea.
Und diese 'freundliche Gruppe, was kann sie uns Anderes zuwinken
und zurufen wollen als das, was auch schon der humane Grieche
und Römer zum vollgültigen Abschiedsgrufs zu sagen pflegte:
Bleibe gesund ***•)) Denn was ist ohne Gesundheit im Him-
mel und auf Eiden geuiefsbar und wünschenswertb? Nichts wäre
daher tböiichler als das An wünschen eines langen Lebens, wenn
nicht diefs zugleich auch, wenigstens in 3er natürlichen Ordnung
der Dinge, lange Gesundheit voraussetzte. Nicht Leben, sondern
Gesumlseiii heifst leben, sagt schon der alte Epigramuiendichler f),
und Montaigne bt ..erkt mit Recht, dafs man bei einem Menschen,
dem man eine Grabschrift zu setzen Willens sei, nie fragen solle:

*) Hier Tafel IL

**) Die Griechen hatten selbst schon die Wurzeln ihrer meisten Göt-
ternamen, verloren. So kann man sich kaum etwas Kindischeres
denken als die Ableitungen des Wortes Asklepios, wie im
Griechischen Aesculap ausgesprochen wird, inj grofsen Etymolo-
gicum, oder bei Tzetzes zum Lycophron 1054. Das Wort heifst
eigentlich der Schmelzenlindernde, i)*'o;, (s. Gesner in einer
Vorlesung zu jener Casseler Inschrift in Comment. Societ. Got-
ting. T. II, p. 289.) Esinttn. Denn aus Aegypten brachten phö-
nizisclie Kauffahrer mit der Heilandsschlange auch den Esmun
(den "ägyptischen Aesculap, s. Jablonsky, Panth. Aegypt. 11
III. p. 193.5 nach Epidaurus. Dafs das Wort ein Zwitter und in
den letzten drei Sylben griechisch sei, bewies einst schon Demo-
sthenes durch eine richtigere, Betonung in der Aussprache, wurde
aber wegen dieser Pedanterei vom souveränen Athenischen Pöbel
wacker ausgelacht. S. Plutarch in vitis X. Ilhetor. T. IV. P. I.
p. 390. Wyttenb.

***) Vale, vyUivs. Man war äufserst pünktlich, fließen Grufs nicht
bei der ersten Begrüfsung, sondern beim Abschied auszusprechen
und Lucian mufste wegen einer solchen Verwechselung sich durch
eine eigene Schutzschrift vertheidigen. S. in der deutschen üeber-
setzung Th. V. S. 231. mit Wieland's Anmerkung.

f) Non est vivere, sed valere, yita. Martial VI, 70.
 
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