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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0246
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176

zum Theil ihren Ursprung- bis zti <lon Salbungen und Malereien
der rohen Menschheit in Oberasien und Indien hinaufführen kön-
nen. Das Henna auf den Nagelnder arabischen Bediiininnen und die
Orkaneitc (anchusa) auf den Wangen der Griechinnen sind gewifs
eines Ursprunges. Die rolhangestrichenen Gesichter des Land-
inaiins zur Weinlese und an den Bacchusl'esten, woraus späterhin
die theatralischen Masken enlslanden sind, der mit Zinnober im-
mer aufs Frische überpinselte Jupiter auf dem Capitol und der als
sein lebendiges Ebenbild gleichfalls gclirnifste triumphirende Feld-
herr iii Rom *), sowie alle übrigen rothgcmalten Bildsäulen von
Holz und Thon im frühem Alterlhum, würden uns höchst wahr-
scheinlich auf eben diese Sitte zurückführen **). Die Bemerkung'end-
lich, dafs farbig gestreifte und gegitterte Stoffe zu Kleidern von den
Griechen und Römern zwar wohl gekannt, aber von ihnen fast
nie, oder doch nur mit ausdrücklicher Bezeichnung- der Weichlich-
keit und Ausartung-, getragen, übrigens aber immer nur als Eigen-
heit der cellischen und barbarischen Völker in Europa nu^.Asicn
betrachtet worden sind, könnte uns wohl gar auf die iiusern modi-
schen Damen gewifs unerwartete Vermuthung bringen , dafs diese
gestreiften Muster eigentlich nichts als Nachahmungen der gestreif-
ten Hautmalereien roher Barbaren und eben daher auch wegen
ihres buntscheckigen Ansehens den an reinere Formen und Far-
benmassen gewöhnten Griechen und Römern stets ansföfsig gewe-
sen, auch, wie die Betrachtung alter Kunstwerke, besonders der.
Herkulanischen Gemälde hinlänglich beweist, nie von den Künst-
lern zur Draperic gebraucht worden sind ***). Aber ich fühle bei

*) Die Hauptstelle ist beim Plinius II. N. XXXIII, 7. s. 36.
**) Ich weife wohl, dafs man gewöhnlich diese Sitte blos als ein
Mittel gegen die Fäulnifs, oder auch nur als Töpferglasur betrach-
tet. Man sehe Winckebnann's Geschichte der Kunst, S. 20. Wien.
Ausg. und an mehrern Stellen. Aber so gern ich auch zugeben
will, dafs diefs beim Priap und andern diis rusticis wirklich zu-
weilen der Fall gewesen ist, so wenig kann ich mich doch davon
überzeugen, dafs diefs aufstellen beim Pausanias und Athenäus pafst,
die ich mir in einer andern kleinen Abhandlung über den wahr-
scheinlichsten Ursprung der Masken zu prüfen vorgenommen habe.
***) Man denke nur an die virgata sagnla der celtischen und germa-
nischen Völker. Es ist auffallend, dafs die schottischen Hochlän-
der, die Abkömmlinge der Caledonier und Picten, von deren strei-
figem Hautgemäide lins die Römer soviel zu erzählen wissen, noch
jetzt allgemein in ihren Plaids diese buntgestreiften Musler haben.
Man sehe die 8. Kupfertafel in Pennaut's Reisen durch Schott-
land, I. Th. S. 358 und das Journal der Moden 1792. Febr. S. 98.
Auch mufs ich zur Verhütung alles Jrrthums anmerken,.dafs ver-
 
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