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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0406
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es mit so großer Begeisterung und solchem Jubel vernehmen liefs *).
So huldigten dem allverehrton Slaalsmanne selbst dio benachbarten
Hügel und Berge, deren Einwirkung Poiupejus unslreitig gleich
bei der Erbauung seines Theaters in Anschlag zu bringen nicht
vergessen halle. — So mag es zu einer anderen Zeit, wenn" an-
ders die Sage der alten Grammatiker darüber auf einer wirklichen
Thatsache beruht, auch dem ehrwürdigen Sänger der römischen
Nationalepopöe•'{ der Acneide, sehr wohl gethnn haben, wenn das
ganze römische Volk, als Verse von ihm in diesem Theater
r.eriiirt wurden, freiwillig aufstand und dem unter den Zu-
schauern entdeckten Virgil dieselbe Eine erwies, womit es dem
Auguslus selbst zu huldigen pflegte. Aber wie schneidend mag
nun auch die Hirtenpfeile, durch dasselbe spottende Echo wieder-
holt, in den Ohren des so ausgepfiffenen Dichters, oder Schauspie-
lers, oder Flötenspielers geklungen haben. Denn auch mit dieser
war das souveräne Volk, das lauge, nachdem es auf alle Frei-
heit verzichtet hatte, wenigstens noch im Theater seine Macht-
vollkommenheit ausübte, zu Zeiten gar nicht sparsam, und Cicero
berühmt sich in einem Briefe an seinen Atticus, dafs er den glän-
zendsten Beifall des Volkes in allen bisherigen scenischen Spielen
und Fechterkäinpfeu ohne allen Mifston dieser Scliäfermusik erhal-
ten habe **). Man mufs nämlich wissen, dafs auch das Auspfei-

Der Janiculus macht einen Theil des damaligen Vaticans ans. S.
Meibom, Vita Maecenat. c. 7. p. 56. Fea, der neueste römi-
sche Herausgeber des Iloraz, bemerkt, dafs er dieses Echo selbst
tjei'm Klang der Uhren und Glocken im neuen Rom oft in eigener
Person dort beobachtet habe.

Wenn Cicero seinem Freunde Atticus die Gunst verkündigt, in
welche ihn sein gutes Vernehmen mit Pompejus bei'm römischen
Volke gesetzt habe, so sagt er (ad Att. I, 16. T. I. p. 115. Graev.):
Itaque et ludis et gladiatoribus mirandas sx«rj)««(r7aj sine nlfa
pastoritia fistula auferebamus. Wieland in Cicero's
sämmtliehen Briefen Th.-I. S. 135. hat diefs so übersetzt:
„Das Alles macht denn auch, dafs icli bei allen öffentlichen Schau-
spielen, welche zeither gegeben wurden, mit gewaltigem Hände-
klatschen empfangen wurde, ohne dafs sich nur ein Hirtenpfeif-
chen dabei hören liefs." Händeklatschen erschöpft das griechische
Wort nicht, welches Cicero absichtlich wählte, weil darunter auch
das Bravorufen und Jubeln mit den Stimmen, nicht blos das Klat-
schen, mit einem Worte der KQoroS-ogvßog, wie es die Griechen
in ein Wort zusammenfafsten, verstanden wurde. Was aber das
Auszischen durch das aus Rohr geschnittene Hirtenpfeifchen an-
langt, so zweifle ich keinen Augenblick, dafs man nicht derglei-
chen Pfeifchen wirklich im Busen oder Gürtel stecken hatte, um
 
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