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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0021
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II.

Ueber die Rechentafeln der Allen.

ü m die Rechentafeln der Griechen und Römer genauer kenneu
zu lernen und zu ersehen, was sie eigentlich unter i^y/^siv,
■ty>)(poi; koyl&iä-äi, calcnlos [innere, ducere elf. verstehen, müssen
bildliche Vorstellungen zu Rathe gezogen werden. Der Obertheil
eines marmornen Sarkophags im Capitoliuischcn Museum bietet
uns die deutlichste Abbildung *). Die ganze Vorstellung giebt uns
eine der Fainiliensccnen, die so oft auf römischen Sarkophageu-
deckeln vorkommen. Der Hausvater wird bei'm Gastmahle an der
Tafel liegend gedacht. Denn das Bett, auf welchem er ausge-
streckt da liegt, inufs als ein Tischbett, leclus tricliniaris, ange-
nommen werden. Daher auch die leichte, in jedem anderen Falle
unrömische Bekleidung, da ihm das Gewand nur den Unterleib
und die Füfse bedeckt **), Er trügt also das leichte Gewand,
das man um sich warf, um in der zwanglosesten Bequemlichkeit
sich den Tafelfrcuden zu überlassen, und von dein ernsteren Rümer,
welcher diese Sitte wohl erst von den lebenslustigeren und weich-
licheren Griechen angenommen halte, mit einem griechischen Worte
synthesis genannt wurde. Der römische Hausherr ist also hier,
um den eigentlichen Ausdruck zu brauchen, synt hesinalus.
Ihm zur Seite sitzt die Hausfrau nach alter romischer Ehrbar-
keitssille, wo aus leichlbegreiflichen Ursachen die Accubalion mit
den Miiunern für ehrbare Frauen als unanslüudig galt ***). Der
Kopfputz dieser sitzenden Matrone erinnert an die Mode, wie sie
unter den Flavicru und deren nächsten Nachfolgern bei Kaiserin-
nen und vornehmen Römerinnen in Büsten und Münzen oft vor-
kommt und in Juvenal's berüchtigtem Misogyn, der sechsten Satirc,
so scharf gezüchtiget wird f). Wir können daraus auf das Zeit-

*) Musei Capitolini Tom. IV. continens msrmora unaglypha, Tab.

XX. (Hier Tafel I.)
**) S, 3oega zu den Bassi Rilievi. T. I. p. 42.
'**) Feminao cum viris eubautibus sedentes coenitabant. Valerius
Maximus II. 1. 2. Vergl. zu Sueton, Aug. c. C5.
f) luvenal VI. 502. Slalius nennt es suggeslum comac. S)lv. I.
2. H4., ein uocuaufgetküfmtes Toupüc.
 
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