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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0068
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56

BJan uii(ciIiraili so nur scheinbar die elastische Muskelbcwegung.
Wohl aber schien es, als wenn die gar nicht zu bändigenden An-
schwellungen das zu knappe Gewand gesprengt und sich gleich-
sam Luft gemacht hätten. Diel's ist unstreitig- der wahre Ursprung
.aller jener, schon seit Jahrhunderten aus Italien und Spanien auch
zu uns übergegangenen • vielfach aufgeschlitzten Aerinel der Frauen,
wobei wir jedoch nicht zu läugnen gedenken , dafs auch die Nach-
ahmung männlicher Moden*, in welchen das so genannte taillade
hervortrat und die höchst wahrscheinlich die moderne Benennung
der Kleidermacher tailleur, laylor n, s. w. begründete, wovon un-
ser Schneider wieder nur ein Nachklang- ist, hierbei einge-
wirkt haben könne. Möglich, dafs, wenn dort die Mode eigent-
lich nur Fufs- und Schenkelhiille aufschlitzte, diese hei den Frauen
auf die Umkleidung der Arme überging-. Sei dem nun, wie ihm
wolle, diese Tracht war ein Hauptarlikel im Luxus der alten
griechischen Frauen und wurde durch den allgemeinen Ausdruck
„die geschlitzte Tunica" bei den Griechen bezeichnet, hatte
aber dann von den daran befindlichen lieft ein auch verschiedene
Benennungen *). Dicfs beweist eine Anzahl geschmückter Frauen
auf alten Bildwerken und in Marmorbildern , wo diese Arinlrachf,
die von den französischen Archäologen insgemein (unique boutonnee
genannt wird, hei Visconti und anderen Italienern manica cou
borrhie heilst, Göttinnen und Kaiserinnen schmückt. Besonders ist
sie den Musen eigen. Unter den vaticanischen Musen erscheinen
fünf in diesen geschlitzten und mit Spangen zusammengehaltenen
Aermeln. (S. Mus. Pio - Clement. T. I. tav. XIV. II'.) Wir
haben in unserem Dresdener Museum, aufscr einigen Fraucu-
hüsten aus der Kaiserfamilic, auch noch eine sitzende Muse und
eine Athenische Kanephore, an welcher an dem noch erhaltenen
Oberann diese Schutzärmel sehr deutlich erscheinen. Indefs darf
nicht verschwiegen bleiben, dafs in diesen Aermeln später die eng
ansehliefsende dorische Tracht auf eine merkwürdige Weise mit der
ionischen, die überall fallige Gewänder in voller Drapirung suchte,
dadurch sich vereinigt hat, dafs man au jene geschlitzten und mit

*) In den Excerpten des Aelian V. II. 1, 18. wird diese Tracht
als von der Schulter bis zur Hand fortlaufend erwähnt. In Bild-
werken kommt diefs kaum vor. Ueber den X'7"-"-' aXiaro? ist die
Hauptstelle bei Pollux VII, 54. 53. Er unterscheidet eine doppelte
Tunica, die mit Schnallen an der Schulter befestigte und eine
zweite, die auch unten bis zu den Hüften aufgetrennt war, diu
Spartanische. Zu den ersten gehören die Gewänder, die ttsjovctj

lieifsen. S. Valckenaer zu Theoqrit's Adoniaz. p,
328. Die kleinen Schnallen , womit die geschlitzten Halbärmel zu-
sammengehalten wurden, hiefsen bei'in C all hua cl» u s tn-rcu,
S, Fragin. Callim. 143. p, 501. Eni.
 
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