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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0102
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00

neuen Bcnlel- und Arbeitsbebältcr. Aber im Grunde war dicfs
dorb eine sebr nnbeqiieme Sache. Wer Hing- sieb mit solchen
Säcken und Betiteln gern die Hand behängen? — Mau miifs sie
von "den Gürteln selbst herabhangen lassen. Welches neue Feld
zu Pulz und Verzierungen der Schnüre und Quasten , wodurch der
Bcnlel an dem Gürlel befestigt werden kann? Und nun zur grie-
chischen Kleidung auch eine griechische Benennung dieses aller-
liebsten Modeanhängsels. Wie heilst doch gleich das griechische
Wort für einen Beutel? 0, da ist gleich Rath zu schaffen. Wir
dürfen nur den griechisch-gelehrten Herrn, der uns das Wort
Thiase im vorigen Jahr so gut zu erklären wufste *), den Bür-
ger Gail, befragen. Wozu wäre auch sonst ein solcher Mann
Mitglied des Nalioualinslituts? — Das Wort, welches Sie suchen,
heilst Balantion, meine Damen, und zwar ist dasselbe rein
griechisch und würde selbst die Lippen der schönsten Atheniense-
rin nicht verunziert haben, da ja selbst der gelehrte Thomas Ma-
gister — Genug, Herr Professor, ersparen sie sich Ihre Vor-
lesung. Wir wissen mm schon, was uns zu wissennolh thut.
Was sollen wir da mit dem Magister Thomas anfangen"? Der
glückliche Wurf ist geschehen. Die B a I a n t i n e hängt Sil unseren
Gürteln. Es ist für Börse und Schnupftuch Platz genug darin und,
hat es Noth, auch für ein Dutzend zierlicher Schlüsselcheu zu
unseren Toiletteu, Secretairs und —

II.

Wo steckten die Griechinnen und Römerinnen ihre
Schlüssel und Schnupftücher hin?

Also wirklich griechische Balantinen? Und diefs, man
behänge und übcischmückc es auch noch so zierlich, immer häfs-

London und Paris St, 4. S. 381. An der einen iimern Ecke ist
oft eine herzbrechende Devise, z,B, Coute qu'il coute, il faut que
j'en goute, angeklebt.
*) Man erinnert sich vielleicht noch aus den französischen Tagblät-
tern, dafs kurz nach der Eröffnung des Odeons in Paris die Rede
davon war, die dort aufgeführten Tänze Thiasen zu nennen,
dafs aber einige griesgrämige Hellenisten den über diesen Namen
unsäglich erfreuten Pariserinnen die Lust durch die Bemerkung
verdarben, dafs diese Thiasen nur von wüthonden Mänaden und
Bacchantinnen getanzt worden wären. Ueberhaupt sind die Pa-
riser nicht immer glücklich in der Gräcisirung ihre* feptiblioani-
schen Seifenblasenjagd. Ein neueres Beispiel giebt die Benenn-
ung einer Hospitalscbüw durch P ry laue um, ein Name, der
 
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