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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0162
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neris humani capacem nannte (die ihren Nationalsten getreuen
Fremdlinge und anfser diesen etwa noch die eigentlichen Lazza-
ronis, Beider und ärmsten Selaveu ausgenonimen), alle verbrannt
wurden, und wenn auf der anderen Seite dennoch keine Spur von
Holzinangel oder Theuerung zu entdecken ist, und Schriftsteller,
welche andere Ungebührnisso und Unkosten hei den Begräbnisseil
nicht ungerügt lassen, hierüber ein hartnäckiges Stillschweigen be-
ohachten *), so sind wir freilich aus diesem fernen Standpunkte
nicht vermögend, alle Dunkelheiten jene« antiquarischen Räthsels
zu durchschauen, aber Einiges können wir uns doch mit Hille der
alten Schriftsteller richtiger erklären, Einiges auch wirklich als
einen Beitrag zur Holzsparkunst der Alten ansehen lernen.

Ucberhaupt müssen wir es nie vergessen, dafs dort, wo wir eine
Schilderung- feierlicher Leichenverbrennungen bei römischen Schrift-
stellern, besonders den Dichtern Tibull, Properz und Stalins, fin-
den , immer nur die Rede von Prunk- und Paradeleichen der
Vornehmeren ist, wobei auch der Scheiterhaufen, der dann eine al-
larfürmige Gestalt (ara, s. Heyne zu Virgil's Aeneide VI, 177.)
und oft mehrere Aufsätze erhielt, dem übrigen Pomp durch Gröfse
und HolzverscliWendung- vollkommen angemessen sein mufsle, dafs
man aber diefs nicht auf alle Todlenverbrennungen der weniger
vermögenden und armen Volksklassen übertragen müsse. Bei die-
sen letzteren war das Holz weder gehobelt, noch gemalt, und ge-
rade nur so viel, als zum Verbrennen selbst unumgänglich nöthig
war **), und hier bediente man sich auch häufig anderer Feuer-

*) In einem Fragment des Varro (fs?» ^a(f:'li p. 269, edit. Bipont.)
wird dem Heraklides Ponticus deswegen ein Lobspruch, erlheilt,
weil er das Verbrennen der Leichen empfohlen habe, Demokrit
aber darum für einen Thoren erklärt, weil er das Mumisiren in
Honig anrieth. Denn, setzt der Satiriker hinzu, hätte der letzte
Vorschlag allgemeinen Beifall gefunden, wahrlich, wir würden dann
das Glas Meth mit sechs Ducaten bezahlen müssen! (quem si vnl-
gus sequutus esset, peream, si centum denariis calicem mulsi emefe
fossemus.) — Der ältere Plinius, der sich nicht leicht eine Ge-
legenheit entgehen läfst, eine Thorheit seines Zeitalters mit einer
rhetorischen Kxclamation zu züchtigen, moralisirt zwar verschie-
dentlich aucli über das Anmalen der Scheiterhaufen, XXXV, 7, s.
31., über das Verbrennen der Spezereien mit den Todten, XII,
18. s, 41. ii. s. w., aber nirgends beklagt er sich über den durch
die Todtenverbrenmingen veranlafsten Holzaufwand.

**) Den verstümmelten Körper des an der ägyptischen Küste ermor-
deten Pompejus verbrannte sein Freigelassener Philippus mit den
morschen Ueberresten eines alten Fischerkahns. Diese irupxai'av
ävayy.«7i-j, wie sie bei'ni PIntarch (in Ponipejo p. 661, E.) heilst)
 
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