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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0161

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läfsi sich doch immer nicht begreifen, wie bei einem solchen, Jahr-
hunderte fortdauernden Holzvetbrauche, wozu in der Folge noch
die grpfse Menge von Thermen und Badehäusern kam, der Holz-
preis nicht sehr beträchtlich gestiegen und für die ärmere Klasse,
die zu 2- bis 300,000 täglich durch Kornspenden von den Kai-
sern ernährt werden mufste, viel zu theuer geworden sei.

Ich weifs wohl, dafs man gewöhnlich annimmt, es sei nebeu
dem Verbrennen auch immer noch das Begraben im Gehrauch ge-
wesen , und dafs man durch diese einzige Bemerkung den Haupt-
knoleu in dieser Schwierigkeit lösen könne. Aber es ergibt sich
bei genauerer Prüfung dieses Vorgebens, dafs es nieist auf falschen
Annahmen beruht und uns also damit wenig geholfen sein dürfte*).
Schon in den früheren Zeilen war die To'dtenverbrennnng eigent-
liche Nationalste der Römer, und wenn einige Familien, w ie die
Cornelische, vor dem Svlla Ausnahme davon machten, so wird diefs
auch als eine besondere Anomalie und Abweichung von der Regel
angeführt. In der Folge und gerade in den Zeitaltern, vou wel-
chen hier die Rede ist, galten auch diese Ausnahmen nickt
mehr und der Vornehmste, Avie der Geringste kannte im Allgemei-
nen keine andere Art der Leiehenbesfaüung **), bis das Christen-
thum aus seinen Begräbnifshöhlen und Katakomben heraus auch hier-
in ein neues Ritual einführte und an die Stelle des Genius mit der
gestürzten Leichenfackel die entfleischten Gerippe und abgefaulten
Todteuköpfe seiner geglaubten Märtyrer aufstellte.

Wenn nun wirklich in den blühendsten Zeiten Roms alle
Todten dieser einzigen Stadt, die einst Lucan mit Recht ge-

Kaisers Pertinax war auch ein solcher Holzlieferant, der seine
Niederlage auf dem Apennin hatte, S. Reimarus zum Dio, p.
1227, 17.

*) Nur bei den Kindern, die unter dem siebenten Jahre starben,
Cman seile aufser den Stellen bei Kirchmann p. 11. den Ser-
vius zu Virgil's Aen. III, 22.) und den vom Blitz Erschlagenen
(Fulguriti) scheint die Nt-krokaustie wirklich nach leicht zu erklä-
renden abergläubischen Satzungen nicht stattgefunden zu haben.
Sonst war das Verbrennen in den blühenden Perioden Roms durch-
aus allgemein.

'*) Selbst wenn epidemische Faulfieber oder, wie man sie damals
nannte, Pestkrankheiten Tausende der Einwohner wegralften, brann-
ten docli in den Vorstädten Seheiterhaufen, da man doch durch
das Begraben der Leichen der Ansteckung weit schneller und
leichter hätte entgehen können. Wenn daher Ovid eine Pest
schildern will, so helfet es: dicitur online ab isto Koma suburba-
nis incaluisse focis. Fast. II, 549. Sogar der arme M'inzer, der
sein Leben bei'm Erklettern der hohen Weinstöcke aufs Spiel
setzte, bedung sich roguni et luinuluin, Plin. XIV, 1. s, 3.
 
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