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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0229

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XVII.

Ein antiker Küchenzettel aus Rom.

Während meines letzten Aufenthalts in Berlin legte mir ein flei-
fsiger Leser des Journals für Luxus und Moden die Frage vor:
haben wir noch einen vollständigen altrömischen Küchenzettel'?
Ich eile, das damals nur im Allgemeinen gesprochene Ja i jetzt mit
Belegen zu bestätigen und dem hier zu liefernden antiken Küchen-
zettel einige Bemerkungen beizufügen, die dem Gegenstände we-
nigstens etwas von seiner Trockenheit benehmen dürften. Es ist
schon manchem Zuschauer in unseren Theatern sehr verdrüfslicb,
der leihlichen Speisung nud Tränkung der Schauspieler nach Mars-
gabe unserer neubackenen Singspiele nnd Familienstücke geduldig
beiwohnen zu müssen. Wie viel verdrÜfslicber müfsfe es unseren
Lesern sein, blose, nackte Küchenzettel so ohne alle literarische
Brühe und Zuthat zu lesen?

Das berüchtigte Gastmahl des allverschlingenden, in der Ver-
kehrung der Natur seine grofste Befriedigung lindenden Trimal-
ehio hei'm Petron könnte uns eben sowohl, als einige Sinngedichte
des Martini, eine ganze Reihe von Küchenzetteln liefern; aber sie
müfsten doch erst ans der Musterung der einzelnen Schüsseln selbst
zusammengelesen werden. Dazu soll hei der Fortsetzung unseres
Saturnalienschmauses *) Rath werden. Jetzt ist die Frage, oh man
einen wirklichen, gauz fertig geschriebenen Küchenzettel aus der
üppigen Römerwelt noch übrig habe. Und ich antworte: aller-
dings! nnd zwar einen zwiefachen. Der Horazische ist durch
Wieland's treffliche Uebersetzung gewifs schon lauge in den Hän-
den unserer gebildeten Leserinnen **), Aber es ist noch ein zwei-
ter, um volle achtzig Jahre älterer vorhanden, und dieser zwar
aus der blühendsten Periode der römischen Republik, wo die über-
wundene und ausgeplünderte AVeit gerade im Begriff stand, an

*) S. den XVI. Aufsatz dieses Bandes. Die hier versprochene Forl-
setzung ist jedoch leider nicht erschienen,
**) Horaz, Satiren II, 8. in Wieland's üehersetzung-, Th. II. S. 23G tf.
 
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