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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0357
XXVI.
Der indianische Aequilibrist aus Madras.
/"SLnch uns "wird jelzt die seltene Unferhalfnng zn Theil, die un-
gemeinen Kraftäufserungcu und Fertigkeiten eines indianischen
Aeunilibristen zu bewundern, der, früher aus England, neuerlich
von Wien ans uns angekündigt, Alles wahr macht, ja übertrifft,
was wir von ihm in öffentlichen Blättern gelesen hatten.
Schon die fmfsere Gestalt, das exotische Gepräge dieses
Gauklers aus Madras zieht durch das Fremdartige seiner Haut-
farbe, Nationalphysiognomie und Mischlings-Sprache den Beob-
achter an. Seine Tracht, wenn auch verhüllter als in seinem Va-
terlande, die kleine Bühne, die er sich seihst erbaut, alle seine
Stellungen tragen den ausländischen Charakter. Die überraschen-
den Leistungen seiner Gewandtheit, Muskelkraft und Stetigkeit iu
den künstlichsten Uebercinanderstellungen und Ineinaiiderfügungen
von Stäbchen und Fähnchen auf verschiedenen Theilen seines Ge-
sichts durch's Gleichgewicht, kann, aufser der Befriedigung der
geineinen, lautaufjuhelndeii Schaulust auch wohl noch Stoff z«
einer höheren Betrachtung darbieten. Vervollkommnungsfähigkcit
ist der Adelsbricf des Menschen. Die körperliche, wie die geistige,
kann in's Unglaubliche gehen. Hier sehen -wir mit unseren Au-
gen, wie weit die Ausbildung einzelner Glieder, ja jedes einzel-
nen Muskels am menschlichen Körper durch die, in einer eigenen
Gauklerkasto fortgepflanzte und von Kindheit an eingeübte Fertig-
keit gelrieben werden kann. Die Zungcnwärzchen werden Hebel,
die Nasenflügel werden Teller, die Muskeln an deu Fufssohlen
und die Flechsen an den Knöcheln erhallen die Hebe- uud Spann-
kraft der Arme uud Hände. Wir haben den sogenannten nordi-
schen Hercules gesehen. Da galt nur Kraft und praller Wider-
stand, Wir sehen täglich halsbrechende Seiliänzersprüngc und
künstliche Klettereien. Da gilt blos geschmeidige Fügsamkeil.
I.
Der indianische Aequilibrist aus Madras.
/"SLnch uns "wird jelzt die seltene Unferhalfnng zn Theil, die un-
gemeinen Kraftäufserungcu und Fertigkeiten eines indianischen
Aeunilibristen zu bewundern, der, früher aus England, neuerlich
von Wien ans uns angekündigt, Alles wahr macht, ja übertrifft,
was wir von ihm in öffentlichen Blättern gelesen hatten.
Schon die fmfsere Gestalt, das exotische Gepräge dieses
Gauklers aus Madras zieht durch das Fremdartige seiner Haut-
farbe, Nationalphysiognomie und Mischlings-Sprache den Beob-
achter an. Seine Tracht, wenn auch verhüllter als in seinem Va-
terlande, die kleine Bühne, die er sich seihst erbaut, alle seine
Stellungen tragen den ausländischen Charakter. Die überraschen-
den Leistungen seiner Gewandtheit, Muskelkraft und Stetigkeit iu
den künstlichsten Uebercinanderstellungen und Ineinaiiderfügungen
von Stäbchen und Fähnchen auf verschiedenen Theilen seines Ge-
sichts durch's Gleichgewicht, kann, aufser der Befriedigung der
geineinen, lautaufjuhelndeii Schaulust auch wohl noch Stoff z«
einer höheren Betrachtung darbieten. Vervollkommnungsfähigkcit
ist der Adelsbricf des Menschen. Die körperliche, wie die geistige,
kann in's Unglaubliche gehen. Hier sehen -wir mit unseren Au-
gen, wie weit die Ausbildung einzelner Glieder, ja jedes einzel-
nen Muskels am menschlichen Körper durch die, in einer eigenen
Gauklerkasto fortgepflanzte und von Kindheit an eingeübte Fertig-
keit gelrieben werden kann. Die Zungcnwärzchen werden Hebel,
die Nasenflügel werden Teller, die Muskeln an deu Fufssohlen
und die Flechsen an den Knöcheln erhallen die Hebe- uud Spann-
kraft der Arme uud Hände. Wir haben den sogenannten nordi-
schen Hercules gesehen. Da galt nur Kraft und praller Wider-
stand, Wir sehen täglich halsbrechende Seiliänzersprüngc und
künstliche Klettereien. Da gilt blos geschmeidige Fügsamkeil.
I.