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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0163

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Materialien, die außer dem Yorlheil der Wohlfeilheit auch eine
leicht auflodernde und schnell verzehrende Flamme gaben. Noch
heut' zu Tage ist in Italien der Gebrauch vou gew issen Schi Ii—
und Rohigaltiingen statt des Holzes allgemein, und einige Arten
davon konnten vielleicht auch iu unseren Stadtgräben und an sumpf-
igen Orten , wo sonst nichts wächs't, mit gutem Vortheil gezogen
werden. Im Allerthum machten die Schilfpilauzungeu (arundinela)
einen eigenen Artikel der Landwirtschaft aus *), und es ist höchst
wahrscheinlich, dafs man sich ihrer auch hei TodteriVerbrennungen
eben' so gut zu bedienen gewulst habe als der dürren Rebholzbü-
sehel (sarmenla), die man immer als ein gewöhnliches Feuenings-
material in jeuen Ländern benutzte, und deren Gebrauch zu Schei-
terhaufen Pliinus bei Gelegenheit einer wundersamen Anekdote von
einem Palricier, desseu Leiche von der Heftigkeit der Glulh vom
Scheiterhaufen herabgeworfen wurde, ausdrücklich erwähnt **).

Es fehlte aber auch nicht au allerlei Bütteln, mit möglichster
Holzersparnifs dennoch die Glulh des Fpuers zu verstärken. Schon
die Oele und Spezereieu, mit denen man vor dem Verbrennen der
Leichen und während desselben so verschwenderisch umging; niufs-
ten den Flammen neue Nahrung zuführen und die damit eingesalb-
ten Körper zünd- und brennbarer machen. Allein diefs war doch
nur ein Luxus der Reichen, bei denen es auf Holzersparnifs nicht
abgesehen sein konnte. Weit häufiger und wohlfeiler scheint der
Gebrauch gewesen zu sein , den man von gewissen Wollkräutern,
als dem Wollgrase (eriophoruni Linn.), dem Semsen (scirpns) und
den Binsen (jiineus) auch zu dieser Absicht gemacht bat. So wie
man noch jetzt an vielen Orlen durch Hobelspäne das Lager des
Todlen im Sarge zu erhöhen pflegt, so. stopfte man die Malten (to-
rus), in welchen man die Leiche auf den Scheiterhaufen legte, mit
einer Menge von solchem Pllauzeuzuuder aus, den die Allen mit

nennt Lucan, der diese Scene vortrefflich schildert, plebejum funus,
VIII. 736.

*) Man vergleiche z. B, die Geoponicos V. 53, p. 422. mit der An-
merkung von Niklas, und Boden a Stapel ad TJieoplirast. de
Plant. IV. 12. p. 472.
**) Pün, VII, 53. s. 54,: Cum M, Lepidus llammae vi e rogo ejectus,
recondi propter ardörem non potuisset, juxta sarmentis aliis
midus creinatus est, Debrigens gehört zu dem, was die Lateiner
sarmenta, die Griechen (jPjuyavcv nennen, alles kleine Ralf- und
Leseholz. Man vergleiche Schüttgen und Schneider zum
Columella Xll, 19. 3 , und so werden cremia und sarmenta in einem
alten martyrologio, passio S, Hilariae betitelt, in Welser's Rebus
Augustäe Vindelicoruni p. 479, wo auch vom Verbrennen eines
dem Scheiterhaufen ähnlichen Holzstofses die Hede ist, mit einan-
der verwechselt.
 
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