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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0239
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XVIII.

lieber die Trinksitte der Ceylonesen und
der alten Griechen.

Mein würdiger F r e u u d! *)

as Bild in den Nachrichten über Ceylon von Knox,
wovon Sie uns in Ihren Reiseabenteuern einen Auszug- geben,
erregte nicht ohne Ursache meine Aufmerksamkeit. Der Ceylonese,
der sich da sein Gelränke aus dem liornförmig gespitzten Trink-
gefäfs in den geöffneten Mund herabspritzen läfst, erinnerte mich
sogleich an mehrere alte Vorstellungen in den Denkmiilern der
griechischen Vorwelt, die ich schon oft mit grofsem Vergnügen
angesehen habe; Jeder hat seine eigenen Augenwinkel, seine ei-
gentliümliche Art, die Sachen zu sehen und das Gesehene zu ver-
gleichen,. Jener Zahnarzt im Parterre sah und bewunderte nur
die weifseh Zähne der Schauspielerinnen und Schauspieler! Ich
durchblättere selten eine Reisebeschreibuiig, ohne die sonderbar-
sten Vcrgleichungeii und Combinationen zwisebeu den entfernte-
sten Völkerschaften und Zeitaltern anzustellen. Zuweilen führt
dieses unschuldigste aller Phantasiespiele auf überraschende Resul-
tate und gibt die befriedigendsten Aufklärungen über Bildwerke
und Vorstellungen aus dem Alterlhume. Bleiben viir jetzt bei der
seltsamen Trinksitte Ihres Ceylonesen stehen. AVer sollte, wenn
er diese bei Knox erblickt, sich beigeben lassen, dafs gerade die-
selbe Sitte auf den zierlichsten Antiken der Griechen und Römer,
wo Freudengclage und Gastmähler abgebildet werden, vor unsere
Augen trete? Und doch ist dem also. Eins der lieblichsten Ge-
mälde, die aus den Ausgrabungen von Resina zu Tage gefordert

') Dieses Schreiben richtete Böttiger an den Verfasser der kleinen
Abenteuer zu Wasser und zu Lande, Chr. Weyland.
Das hier erwähnte Bild ist dem vierten Bande dieses Werkes vor-
gesetzt,

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