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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0321
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reizenden nnd bildsamen Formen der al(en Agraffen oder Fibulä?
Nur im inneren Metall werthe nnd iu schtiellw eebselnileii, vielleicht all-
jährlich urnzugiefseuden Modeformen prunkt unser Silbergeräthe und
Vermeil auf Tafeln und Putzlischen, Aber was ist aller Erlind-
ungsgeist und Bequemlichkeitssinn, der in den reichsten Londoner
Silberladen selbst über Korkstöpselringe und Fingerhüte raftinirt *),
gegen ein Büffet von Korinthischen Bronzegefäfscn und Silberge-
schirren bei den Tafeln der Alten, wo mit der Manuichfalligkcit
die gefälligsten Formen, die halberhobenen, von Frucht- und Laub-
gewinden umwehten Bildwerke (caelaturae) der berühmtesten Bild—
giefser sich vermählten und wo man diese in ganzen Garnituren
wechseln, die schon einmal aufgestellten ans ihren Gefäfsen her-
ausnehmen nnd neue au ihre Stelle einsetzen konnte? Gewifs
selbst unsere kunst- und gemäldereichsten Biscnit- und Porzellan-
service mit aller ihrer gepriesenen Emailmalerei sind, in Absicht
auf Daner und das ihnen eingebrannte Bildwerk selbst nur ärm-
liche Stellvertreter jeuer Prachtgeschirre des Alterthums.--Ehen

diefs läfst sich nun auch ohne alle Uehertreibiing von den Lam-
pen und Li ck tgerätlischaf tun des Alterthums behaupten.

Es fehlte anch ihnen nicht an köstlichen Krön- und Decken-
leuchtern **), nur dafs sie, die selbst iu den Spiegeln nur das po-
lirte Metall kannten, auch diese Leuchter lieber aus schimmerndem,
gehaltreichen Metall haften und sich dabei weit sellener der Wachs-
kerze als des reinen und zu diesem Gebrauch besonders vorgerich-
teten Oels bedienten. Doch setzten diese stets einen festen, mit
allerlei Kunstgetiifel, Schnitz- und Bildwerk gezierten Plafond vor-
aus. So dachte sich wenigstens Virgil, der sich nie ein Gewissen
daraus macht, den Luxus seines Zeitalters iu die früheren heroi-

*) London und Paris 1799. III, 191 ff.

**) Der frugale Römer lernte diese Lichtvervielfältigung erst von den
Griechen in ünteritalien und Sicilien und behielt dazu auch das
griechische Wort lychnus, worüber sich der alte Satirendichter Lu-
cilius beim Macrobius Sat. VI, 4. formalisirt. Man bezeichnete
sie genauer nach der Zahl der Schnäbel oder Dillen, worin die
Dochte brannten. Daher dimyxi, trimyxi, polymyxi. S. Jensius,
Lect, Lucian. p. 44. Bei'm Callimachus Ep. 59. kommt ein Leuch-
ter mit zwanzig Dochten vor. Doch waren diefs nur Lampen mit
vielen Dillen und Dochten, S. Lucerne d'Ercolano tav. XVI.
Caylus, Recueil T. VII, pl 37, Die eigentlichen Armleuchter
waren weit seltener. Am prächtigsten waren sie "wohl in den
Tempeln, von welchen Plinius sagt XXXIV, 3.; plädiere lyclinu-
chi pensiles in delubris, arborum modo mala ferentium lucentes.
Vergl. zu Martial XIV, 41, Die schönste Erläuterung hierzu in
den Lucerne d'Ercolano Tav, LX11I. und LXV.
 
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