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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0323
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und gebrannter Erde. Denn dafs sich auch hier und da eine
Lampe aus Marmor oder Glas gefunden hat, verdient nur als sel-
tene Ausnahme bemerkt zn werden. Da man sich's nun gar nicht
einfallen liefs, diese Lampen auf die überhaupt sehr kleinen Ti-
sche zu setzen, worauf die Speisen aufgetragen wurden, man auch
soust bei der allgemeinen Sitte nur in halbliegender Stellung zu
studiren, oder wenigstens, was mau las und schrieb, immer vor
sich hin auf seinen Schofs zu halten, sich nie, wie bei uns, au
Schreib- oder Arbeitstische, au's Lesepult oder Bureau setzte und
stellte *); kurz, da mau eius der wichtigsten neuerer Hausgeräthe,
der Tische, im Alterlhum gröfstentheils und leicht entbehrte uud
leicht entbehren konnte, so mufste Tor Allem für die Lampen,
die nicht an Kellchen aufgehangen wurden, überall ein eigenes
Tischchen oder Lampenträger stets in Bereitschaft stehen, und diefs
ist eben das Meuble der Alten, welches die Griechen, einen Lyeh-
uuehos, die Römer einen Candelaber nannten, und das bei
uns nach dem gewöhnlichen Begriffe, den wir damit zu verbinden
pllegen, nur sehr uneigenllich durch Leuchter übersetzt wird.
Zu jeder Lampe gehörte also in jenen Zeiten ein besonderer Can-
delaber, den man nun, wie und wohiu man wollte, fortrücken und
zu hundert kleinen Bequemlichkeiten einrichten konnte.

Aber zu welchem unabsehbaren Kunstreichihume führt uns nun
dieser einzige Artikel des alten Hausgeräthes ! Da ist kein Gott
und kein poetisches Ungeheuer, keine verliebte und keine ernst-
hafte Scene des Lebens von der Geburt bis zum Hinscheiden, keine
heilige und profane Sitlc, die nicht auf den Lampen aus Erz und
gebrannter Erde, welche bei Aufgrabungen und in den stillen Wohn-
ungen der Todlen wiedergefunden worden, noch jetzt abgebildet zu
sehen wäre. Und doch tragen auch die schlechteren Lampen der
Art, wie sie im Alterlhum um wenige Obolen zu kaufen waren **),

*) Nie findet man auf alten Reliefs oder geschnittenen Steinen einen
Stndirenden an einein Tische sitzend. Immer hat die Figur des
Philosophen oder Dichters (_z, B. Winckelmann, Monum. Ant.
n. 170. 187.) di6 Rolle blos in der Hand. Es ist daher stets ün-
kunde des lieblichen, wenn z. B. Sokrates an einem Tische lesend
vorgestellt wird, wie diefs auf einein zu Tübingen von Hasel-
mann gearbeiteten Wachsrelief, das "übrigens in der üeifsigen
Ausführung wahres Verdienst hat, wirklich der Fall ist. Wenn
Horaz in der Erzählung seiner Lebensweise sagen will, ich stu-
dirte, so heifst es: wenn ich mich auf den Sopha gelegt habe,
lectulus me excepit, in den Satiren 1, 4. 133. So schrieb man
auch, wie aus Galen erhellt, immer auf der Hüfte, S. Casau-
bonus zu Sueton. Aug. 2, 78.

'*) Die Lainpenfabrikanten und Lampenhändler machten im Alter-
thumu eine besondere Classe der Künstler und Krämer aus. Vollux
 
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