Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0331
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
319

anderes Znckcrwerk einen lieblichen Yorschmack des Himmelreichs
geben, so wanderten schon rvor Alters am 1. Januar mit Allem,
was die Erde und das Meer Wolilschmeckcndcs dar-
bietet*), besonders süTse Datteln und Feigen von Freunden zu
Freunden. Man vergoldete die Datteln, wie bei uns Nüsse und
Aepfcl vergoldet werden, und liefs sie au ihre Zweige nebst der
Schote hängen, die hier die Gestalt eines Blattes hat **). Die
Feigen verkauft man noch in Italien und Spanien in Massen zu-
sammengedrückt, und in dieser Form erblicken wir sie hier über
der Dattel ***). Denn dafs zwei ansgelernle Alterlliunisforscher,
Bellori und Beger, in diesen Süfsigkeilen nichts Geringeres
als den Donnerkeil des allmächtigen Jupiters selbst entdeckt haben,
gehört unter die antiquarischen Fehlgriffe und in ein Kapitel mit
Jacob Gronov's scharfsinniger Hypothese, wo er in dem Bild-
chen eines tentschen Bergmanns mit dem Rutschleder um die Hüfte
einer wbhlerhaltene Darstellung eines ägyptischen Isispi iesters wit-
terte. Uns hat schon Ovid in seinem Festkalender, wo sich der

mereien. Männer, als Weiber verkleidet, liefen auf der Strafse
herum, und Andere verkleideten sich als wilde Thiere, um Andere
zu erschrecken; daher der vordem wohlbekannte Knecht Rup-
recht,' S. die Predigt Faustin's in den actis Sanctorum T. I.
p, 3-, eine merkwürdige Stelle, die Lipenius nicht kannte.

*) Worte Herodian's in einer Hauptstelle über diese Janusfeier I. 16.
p. 689. ed. Irmisch.

•*) Spathaiion caryotae. S. Martial XIII, 27., der in einer anderen
Stelle VIII, 33. diese Vergoldung Sputum nennt. N. Heinse zu
. Ovid III. A. A. 232. Beckmanns Gesch. der Erf. III, 62. Die
Dattel ist in eine Art von Schote eingeschlossen, die man hier
wie ein Blatt erblickt. S. Prosper Alpin, de plant. Aegypt.
p. 14, tab. 6.

'**) Passeri hat schon T. I. p, 10. die richtige Erklärung gegeben.
Nur darin irrt er, dafs er glaubt, eine solche Masse habe orca ge-
heifsen. So hiefs nur der Krug, worin sie verschickt wurde. Die
Feigen selbst wurden entweder, nachdem sie getrocknet und ge-
prefst worden (caricae), in viereckige Massen geformt, (>. Schnei-
der zu Columella XII. 15. p. 621.) oder sie erhielten eine koni-
sche Gestalt, wie unsere Zuckerhüte. Diefs ist die meta torta
des Martial XIII, 28., welche, wie diese Abbildung auf unserer
Lampe zeigt, fälschlich von Bentley zu Horaz, Satiren I, 3. 91.
von einem konisch zulaufenden Gefäfs erklärt wird. Diese zuge-
spitzte Masse ist hier doppelt, und eben darum durch ein Band in
der Mitte zusammengeschnürt, üebrigens war die Feige gleich-
sam allgemeines Symbol der Honigmonate in und aufser der Ehe.
Daher sagt Jemand bei'm Petron c. 64,: abistis dulces caricae!
 
Annotationen