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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0330

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318

Werth achtete, nach und nach in goldene Geschenke, tlnd nnter
den römischen Kaisern wurde ein änfserst drückendes Don Gratnit
daraus, .'welches einst Calignla, den ganzen Tag- über an der Vor-
halle seines Palastes stehend, von Vornehmen und Geringeren sich
selbst in die Hand zahlen liefs. Indefs blieb doch auch damals,
als Ovid iu der Erklärung dieser Sitte in seinem Festkalender (I,
219.) schon mit einem frommen Seufzer bemerkte:

Kupfer gab man vordem. Jetzt bringt nur das goldene Schaustück
Segen in's Haus, ihm weicht schnell der verrostete Tand *),

"wenigstens das Zeichen des alten Jannskopfes dem ersten Januar
heilig, und nm die alte und neue Zeit auf eine kostbare Weise zu
vermählen, schickte man sich an diesem Tage alte seltene Schaur-
münzen, wie ungefähr unsere guten Grofsmülter nei dieser Gele-
genheit einen ehrwürdigen Henkellhaler aus ihrer Sparbüchse her-
vorziehen, um bei den glückwünschenden Kleinen das Studium der
Numismatik und — des Zuckerbäckers zu befördern. Eine dritte
Münze gerade unter dem kleinen Siegspfennige hat die Zeichen
der Eintracht, zwei in einander geschlungene Hände mit den ans ih-
nen hervorgehenden Schlangen, dem Symbole des Mercuriusslabes**).
Der Sinn dieser Allegorie ist leicht zu fassen: mögen durch
Treue und Eintracht auch in diesem Jahre alle
Geschäfte gedeihen!

Aber das neue Jahr soll nicht blos gedeihlich und fruchtbar,
es soll auch vergnüglich und süfs sein. Darauf deuten die Früch-
le, die über dem Votivschi|de ausgebreitet liegen. Das Untere ist
eine Dattel mit der Schote, woran sie hängt, das Obere eine wohl-
zusammengeprefsle, mit einer Binde in der Milte zusammengefafste
Feigenmasse; denn so wie unsere Weihnachtsgeschenke, die; christ-
lichen Stellvertreter der durch Concilienschlüsse nnd eifernde Bi-
schöfe verfluchten und als satanischer Unfug geächteten Streuen
oder Neujahrsgeschenke ***), den Kindern durch Pfefferkuchen und

*) Auf einer schönen Nenjahrslampe liegen 29 Münzen theils Asse,

theils Denaren auf einem Haufen, Passeri T. I. tab. 5,
**) Man findet oft auf Münzen diese Zeichen der Eintracht. S. Be-
ger, Thes. Brandenburg, T.II. p. 722,734, üeberhaupt war das
Zeichen der in ein?nder geschlungenen Hände eins der sprechend-
sten im Alterthum, S. Vasenerklärungen P, II, p. 118, Man trug
es am liebsten auf Unionsringen in Caineen. Noch jetzt worden
in Neapel viel dergleichen Cameen nachgemacht und den Fremden
für Alterthümer verkauft,
"**) Man vergleiche nur die vierte Epoche der Nenjahrsgeschenke bei
Lipen, die er betitelt quarta aetas strenarum diabolicarum
sub ecclesiae episeopis p. 439. T. XII. Thesanr. Graev. Wirklich
erlaubte man sich bei dieser Gelegenheit dio sittenlosesten Muni-
 
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