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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0364
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352

Es Hefsen sieb nnn diese Vergleichungen zwischen unserem
indianischen Wniidermanue und den antiken Gaukelspiele™, wie
"wir sie ans allen Schriftstellern kennen, noch viel weiter verfol-
gen, wenn wir nicht Ueberdrnfs von mehr als einer Seite besor-
gen müfsten. Ein heroisches Kunststück, welches mit vieler Kühn-
heit von ihm ausgeführt wurde, besteht im Hinabslofsen einer Art
langen Messers oder eines kurzen Degens durch die Kehle bis an
die Magenöffnting. Dafs hierbei kein bioser Theaterdolch , der in
den Griff ztirückkriecht *), im Spiele sei, lehrt Belastung und
Augenschein. Auch dieses Kunststück ist sehr alt, wie aus dem
Spotte des Atheniensischen Redners Demades erhellt, welcher
von den kurzen lakonischen Degenklingen zu sagen pflegte: der-
gleichen schlucken die Gaukler in den Theatern hinab **). Allein
es ist auch hier noch eine starke Steigerung dadurch möglich', dafs
die binabzuschlingende oder doch in dem Munde zu bergende
Klinge vorher im Feuer glühend gemacht wird, so dafs man das
Zischen des Speichels im Munde hört. Diefs leistete einst ein
türkischer Derwisch in Gegenwart des gelehrten Gesandten Ferdi-
nands H., Au ge r B u s heck, der in seinen, in vieler Rück-
sicht noch immer nicht übertroffenen Sendschreiben über diese Ge-
sandtschaft das Kunststück dieses Eisenfressers ausführlich
beschreiht *"*).

Bei dem Gerüste, welches nnser ÄeqnjliUrist, sich auf der
Bühne erbauen läfst, und worauf er nebst seinem Diener ganz
bequem in seiner kauernden Stellung seine Kunststücke uns vor-
spielt, fällt mir ein ganz anderes Gerüst ein, auf welchem die
verwegensten aller Gaukler im Allcrlhume hinanklinimend, sich
durch grofse, eiserne Reifen oder Räder blitzschnell durchschwin-
gend, sich mit unglaublicher Geschwindigkeit, während das Rad
sicli umdrehte, immer oben zu erhalten wufstcu, dann aber durch

schillernde Farbe in Gewändern und Metallschmelz wurde von
den Alten sehr geschätzt, Ueber die gefärbten Gläser hat der
treffliche Kenner General Menü v. Minutoli in Berlin uns be-
reits viel Lehrreiches und auf Anschauung Gegründetes mitge-
teilt.

*) Dieser mimische Dolch war bei den Alten vollkommen bekannt.
In dem Romane des Achilles Tatius wird die schöne Leucippe
damit scheinbar geopfert. III, 21, p, 298, vergl, Lipsius, Elect.
I, 28, T. II. p. 741. Op,
**) S. PIutaroh im Lycurg, c. 19. Plutarch spricht mehrmals da-
von. S. Wyttenbach, Animadv. in Platarchum T, VI. P. II,
p, 1108.

***) Busbequii Epistolae de rebus Turcicis, Ep. IV. p. 397 S,
 
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