Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0363

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
351

für die Erde, der rothen fü'r's Feuer, der blanen für's Meer,
der weifsen für die Luft. So wurde, wenn diese Tier Haupt- und
JSIemcntarfarbei) iu vier oder acht Kugeln, ihr luftiges Spiel an
allen Theilen und Gliedmafsen des Gauklers trieben, nicht nur
dadurch eine Art von Farbeuaccord im wohlgefälligsten Farbenreiz,
sondern auch jener aus Hafs und Liebe, Befeiudungen und Be-
freundnngeu der Elemente bestehende Zusammenhang der Wahl-
verwandtschaften, aus welchem die alte Corpuscularphilosophie des
Empedocles und anderer Nalnrphilosophen der frühesten Yorwelt
sich Alles trennend verbinden und verbindend trennen liefs , sym-
bolisch dargestellt.

Man ging buchst wahrscheinlich noch viel weiter. Man ver-
fertigte die Ballkngeln nicht etwa blos aus vielseitigen, sieh durch-
schneidenden Stoffen oder polirten Metallen, in eingelegter Schmelz-
Malerei , sondern auch aus schillerndem Glas. Diese Allassonten,
oder in schillernden, prismatisch gebrochenen Farben erglänzenden
Gläser, die in Alexandrien in Aegypten verfertigt wurden, wurden
zuverlässig zu Trinkgeschirrcn verarbeitet *). Warum sollte mau
also, da es ausgemacht scheint, dafs man auch mit gläsernen
Kugeln spielte, nicht darauf verfallen sein, den Reiz dieses Spiels
durch solche Farbengläser zu erhüben'? Die kostbarste Zerbrech-
lichkeit gab dem Wagestück noch einen geheimen Stachel der
Lust mehr, die ängstlichere Aufmerksamkeit des Gaukelspielers
und die gespannteste Aufmerksamkeit des Zuschauers aufs Mög-
lichste aufreizend **).

*) Man sehe über diese Farben-Symbolik meine Ideen zur Archaeo-
logie der Malerei p, 22. Man hatte im Alterthum prachtvolle
Spielbälle, aus zwölf verschiedenen farbigen Segmenten zusammen-
genäht. Von ihnen spricht Piaton im Phädon c. 50. und man
knüpfte mancherlei cosmogonische Vorstellungen daran, die Wyt-
tenbach zum Phädon S. 304. ff. zusammengestellt hat. Hier-
her gehört der mit goldenen und blauen Kreisen geschmückte
Spielball des kleinen Zeus, der, in die Luft geworfen, wie ein
Stern erglänzte nach Apollonias, Argon. III. 144. S. Amalthea
Th, I. S. 24. Dafs die Körner in ihren Ballons die Elementarfar-
ben nachahmten, lernt man aus Petron c. 27. p. 95. Burin. Tri-
malchio spielt dort mit einem grünen Ball (pila prasina ist die
einzig richtige Lesart) mit Beziehung auf die grüne Faction in
dem Wettrennen. N. Ileinsius ertheilt dort auch Nachricht von
den gläsernen Bällen,

**) Die Hauptstelle üher die farbige Glasfabrikation in Aegypten ist (
bei'm Strabo XVI. p, 1099. B. Die calices allassontes bei'm
Vopiscus in Saturn, c.- 8. mit Saumaise's Anmerkung T. II.
p. 728. erläutern diese schillernden Farben vollkommen, Vergl.
Bcckinann's Geschichte der Erfindungen. L 134. Di»
 
Annotationen