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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0362

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In den Kampfscliulen tinö* öffentlichen Gebänden für alle Ar-
ien körperlicher Uebiingen (Gymnasien der Griechen, Thermen der
Römer) befand sich slels, wie jeder ans seinem Yitrnv weifs,
eine eigene Abteilung für's Ballspiel (oder Spbäiisterinm). Die
Gesnndlieillehre hatte für jede Art des Ballspiels, vom kleinsten
Federball an, bis zum gewallig aufgeblasenen Ballon aus Leder
(Follis) ihre besonderen Anweisungen und Abstufungen nach den
gesunden und kranken Zuständen der Spielenden *). Sehr begreif-
lich, dafs, wo schon die tagliche Lebensweise des einfacheren
Ballspiels sich so vielseitig und kunstreich gestaltete, die Gaukler,
welche durch Wurffcrtigkeit Alles in Erstaunen setzen wollten,
jene allen beiwohnende Geschicklichkeit noch in's Unendliche über-
treiben mnfsten.

Der schnell aufblitzende Schimmer des polirteu Metalls macht
einen Hauptrciz bei'm Kugel- und Tellerwerfen nnsers Wnnder-
manns aus Madras. Ich möchte doch noch weit lieber das an-
iniilliige Farbenspiel jener alten Fang- und Wnrfbälle gesehen ha-
ben! Denn da auch bei dergleichen Gaukelspielen auf der Schau-
bühne im Alferthnine Alles auf volles Tageslicht, nicht auf ver-
fälschenden Lampenschein berechnet war, sc bedienten sich dio
Gaukler bei ihren verschiedenen Bällen, wenigstens der vier
Haupifarben, die wir als Symbole der vier Elemente schon in den
alten Isiskugeln und später noch in den vier Factionen der Welt-
renner in den römischen Rennbahnen wiederfinden, der grünen

bahnen sind sehr schlechte Stellvertreter des echt gymnastischen
und alle Theile des Körpers gleich ansprechenden und ausarbei-
tenden Ballspiels. Das vielgepriesene Billardspiel hat uns vielfach
entnervt, in's eingeschlossene Nachtleben eingekerkert und jeder
freieren Bewegung entwöhnt! Ueber die Sphäristik— so heifst
die kunstgerechte Ballspielübung — hat aufser Mercurialis und
Pierre Ie Fevre schon Bürette aus den Alten viele feine Be-
merkungen gemacht, in den frühesten Bänden der Memoires de
l'academie des Jnscriptions,
*) Aufser Galen's bekannten Bemerkungen über diesen Gegenstand,
besitzen wir vom griechischen Arzt Antyllus noch eine sehr ge-
naue diätetische Vorschrift, über die Vortheile und Anwendbar-
keit der verschiedenen Arten des Ballspiels, in den vom Ritter
Matthäi in Moskau herausgegebenen XXI. Graecorum inedicorum
opnsculis (Moskau, 1808, in 4.) p. 122 If, Wann werden wir eine
Diätetik, die zurückfuhrt auf die erprobten Kifahrungsgrundsätze
des Alterthums, erhalten? Welche unvergleichliche Vorschriften
über die Ausbildung und Ausübung der Stimme betinden sich in
diesen Fragmenten des Antyllus. Darau3 wird's begreiflich, wie
Redner und Schauspieler unter freiem Himmel vielen Tausenden
vernehmlich dcclamiren konnten,
 
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