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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0361

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349

auch die lateinischen Verse unterzusetzen, zum Theil nach Beut-
ley's auch hier allein redenden Verbesserungen *).

Deutlich geht aus dieser Stelle hervor, dafs die damaligen
Ballgauklei' mit den Fufszeheu und Muskeln der Fufsblälter Alles
hervorbrachten, was sonst nur die Hände bewirken , dals sie da-
bei das Muskelspiel an allen Gliedmafsen des Körpers ganz in
ihrer Gewalt hatten und durch ein wohlberechnetes Zucken und
Rücken jedes Muskels die, auf der ganzen Oberfläche des un-
glaublich ausgearbeiteten Körpers verbreiteten Bälle in den manuieh-
faltigslen Richtungen abschnellen und bei jeder Rückkehr des Bal-
les elastisch zurückwerfen konnten. Es versteht sich dabei wohl
von selbst, dafs dieses ganze Ballgewininiel doch tact- und regel-
mäfsig ab- und zurückflog und in den dadurch gebildeten Figuren
den Zuschauern eine sehr wohlgefällige Schaulust darbot. Wie
verhalten sich dagegen die Künste unsers Korouiandersclien Ball-
nnd Tellerwerfers'?

Unstreitig kam jenen alten Gauklern bei ihrer Virtuosität
noch besonders die strenggeregelte Mannichfaltigkeit und Künst-
lichkeit entgegen, womit das wirkliche Ballspiel nach sechs Huupt-
formen, wovon jede wieder mehrere Uhterabtheilnngen hatte, zu
einer der beliebtesten Ue billigen' der athletischen und ärztlichen
Gymnastik erhoben und in dieser Gestalt von den vornehmsten
Staatsmännern eben so fertig, als vom Gemeinsten im Volke re-
gelfest und nach allgemein angenommenen Vorschriften, von den
Meisten fast täglich, gespielt wurde **).

Ille pilam celeri fugientem reddere planta,
Et pedibus pensare manus et ludere folle,
Mobilibusque citos ictus glomerare lacertis:
Ille potens turba perfundere inembra pilarum,
Per totumque vagas corpus disponere palmas,
Ut tencat tantos orbes, sibiqrfe ipse reludat,
Et velut edoctos jubeat volitare.
Manilius, Astron. V, 165. Beckmann in seiner lehrreichen
Abhandlung über Taschenspieler in den Beiträgen zur'Ge-
schichte der Erfind, Th. IV, S, 95, hat diese Stelle ganz
lnifsverstanden,

**) Der übrigens sehr weichliche Mücenas spielte doch, wie wir aus
unserem Horaz wissen, selbst auf der Reise, vor Tische mit
dem sogenannten kleinen Balle, den man mit der Raquete (reti-
culo, s. Ovid, A. A, III, IT. 3G0) schlug. Bei dieser Veranlassung
hat J. H» Meibom in seinem Maecenas c, V. p, 39. alle be-
rühmte Männer, die aus dem Alterthume als Ballsnieler bekannt
sind, namhaft gemacht, Wo sind die .Maillebalmen und Ballhäu-
ser unserer Vorfahren geblieben? Unsere Billardlafeln und Kegel-
 
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