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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0432
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Bemerkungen, welche über die Trümmer und über die Bestimm-
ung dieser Trümmer des Serapistempels zu Pozznola an der Küste
oberhalb Neapels von Reisebeschreibern und Altertumsforschern
von Paoli bis auf Jorio herab gemacht worden sind. Wie be-
kannt , reihten sich acht und zwanzig Cabiuete im Umkreise die-
ses Tempels, an einander zur Aufnahme- der Badebedürfligen und
Kranke», die. Hilfe bei dem Gölte suchten *) und von den Prie-
stern vermuthlich auch durch Anwendung des Magnetismus, den
man damals schon als sich selbst Mittel verschreibenden Wunder-
schlaf kannte und mit dem allgemeinen Namen der Iucubatiou be-
zeichnete **), heilkräftig behandelt, wurden. Da nun, wie oben
ans Jablonski bemerkt wurde, von den späteren Griechen Saturn
mtd Serapis zuweilen mit einander verwechselt worden sind, so
Jiefse sich wohl der Fall denken, dafs- jene von Pinel erwähnte
Heilmethode'.der- tiefsinnigen und melancholischen Kranken sich ei-
gentlich nur auf das beziehe, was von der Kurart in jenen Sera-
pistempeln hier und da erzählt worden sein kann.

Diefs gewinnt noch mehr an Wahrscheinlichkeit, wenn man
annimmt, dafs schon damals den mit der Heilkunst beschäftigten
Priestern der. Gebrauch des verdickten Mohnsaftes oder des Opi-
ums ***) zu manniehfnlliger Aufreizung der Phantasie und zur Er-
weckung erheiternder Visionen und Phantasmen wohl eben so gut
bekannt gewesen sein können, als dafs man davon zu ähnlichen
Zwecken später besonders in Aegypten Gebrauch gemacht hat;
denn es ist in der That auffallend, wie die Nachrichten, welche
der berühmte Prosper Alpinus in seinem auch jetzt noch für clas-
sisch gehaltenen Werke über die Medicin der Aegj'pter von den
Einwirkungen des Mohnsaftes auf die Gemülhssliminung der
mahomedauischeii Opiumesser schon im siebenzehnten Jahrhun-
derte uns mittheilte, seitdem durch alle neuen Reisebeschreiber

*) S. meine Bemerkungen zum Tagebuch einer Reise durch Italien

von der Frau von der Recke. Th. III. S. 135.
**) S. Kinderling's Somnambulismus unserer Zeit, mit der Incubation
verglichen (Dresden 1788) und Maier's Schrift über den Magne-
tismus. Vergl. meine Abhandlung über medicinische Schlangen-
gaukelei in C, Sprengel's Beiträgen zur Geschichte der Medicin.
St. II. S. 173, 192, s. diese Sammlung Bd. I. S. 112.
***) Schon die alten Aerzte unterschieden den ausgeprefsten Mohnsaft,
das /i-/)ncuviov der Griechen, von dem eigentlichen Opium. S,
Plinius XX, 19. und des Rhodius Commentar zum Scribonius Lar-
gus, compos. 180. p. 266. Doch diefs Alles hat schon der gelehrte
Tralles in seinem Werke de opio erschöpft. Vergl. Murray, Ap-
parats medicaminum, Vol II. p. 277. ed. Althof, wo aber doch im
. Abschnitte von der Wirkung des Opiums gegen Melancholie und
Raserei p, 336. der hierher gehörigen Wirkung nicht gedacht ist.
 
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