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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0012
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können einzelne Stellen unserer Texte einen Kommentar zu den
Tempelbildern von Dendera abgeben, die vor hundert Jahren eine so
gewaltige Bewegung hervorriefen und dann mehr als billig bei Seite
geschoben wurden. Auch ergeben sich bei aller gebotenen Vorsicht
einige sichere Berührungen mit babylonischen Denkmälern, wie mit
chronologischen Institutionen, die noch heute ganz Ostasien beherrschen
und deren westlicher Ursprung seit Scaliger zwar vermutet, aber nicht
bewiesen werden konnte.

Es ist freilich auch dafür gesorgt, dafs es in dieser klassischen

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Walpurgisnacht, die ich auszudeuten versuche, nicht anders zugeht als
in der romantischen:

Da mufs sich manches Rätsel lösen —
Doch manches Rätsel knüpft sich auch.
Gewifs liegt es noch mehr am Bearbeiter als an dem Gegenstand,
wenn der Versuch einer Erklärung oft nur unvollkommen oder gar
nicht gelungen ist. Namentlich im XL Kapitel bleibt noch Vieles zu
thun. Ich habe abgeschlossen, als ich fühlte, dafs ich gegenwärtig
nicht mehr viel weiter kommen könne, und hoffe, dafs auch dieser
Teil des neuen Gebietes recht bald völlig aufgehellt werden möge.

Wer die Sphaera barbarica erklären will, kann bei der griechischen
Überlieferung nicht Halt machen: das versteht sich von selbst und
wird bei keinem Vernünftigen Widerspruch finden. Der Zwang, mich
mit den orientalischen Himmelsbildern in möglichst weitem Umfang
vertraut zu machen, ist mir schliefslich immer willkommener geworden:
denn wenn wir auch erst kürzlich gesehen haben, wie wertvolle Er-
gebnisse auf rein griechischem Boden noch zu holen sind, so wird
sich doch bald Niemand mehr der Einsicht verschliefsen können, dafs
nicht einmal das Problem einer Geschichte der griechischen Stern-
bilder aus griechischer Uberlieferung allein gelöst werden kann. Wo
es sich um bildliche Darstellungen handelte, durfte ich auch bei dem
nichtgriechischen Material ein Urteil wagen. Weniger gut stand es

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freilich bei den orientalischen Schriftdenkmälern. Ich hätte alten und
neuen Gewährsmännern häufig zu meinem Schaden vertrauen müssen,
wenn mir nicht von orientalistischer Seite vielfache Unterstützung zu
Teil geworden wäre. Den gröfsten Dank schulde ich hier meinem
sprachenkundigen Freunde Karl Dyroff, dem Bearbeiter der 6. Bei-
lage, dessen Beistand mir auch bei dem Kapitel über die ägyptischen
Sternbilder viele Irrtümer erspart hat. Auch mehrere andere Orien-
talisten haben mich durch freundliche Aufschlüsse zu grofsem Dank
verpflichtet.
 
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