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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0263
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II. Teil. Die Sternbilder in den neuen Texten.

sind; ich will zum Schlufs noch einmal das Ergebnis meiner Nach-
prüfung der Grenzsteine dem Hommels gegenüberstellen. Hommel
schliefst den Aufsatz von 1900 mit den Worten: 'Damit ist nun der
Nachweis beendet, dafs bei den Babyloniern um 1150 v. Chr. (und
zwar als damals gewifs schon laugst bestehend) eine Form des
Zodiacus folgenden Inhalt hatte: Widder, Stier, Zwillinge, Streit-
kolben, Hund, Ähre, Joch (Wage), Skorpion, Schütze, Fischbock
(Caper), Öllampe, Wasserhuhn'; diese Reihe rnufste um 2000 vielmehr
mit dem Stier beginnen. Demgegenüber glaube ich, dafs die Grenzsteine
in der That Sternbilder darstellen, von denen sicher fünf, höchstens
aber sieben oder acht schon jetzt im Tierkreis nachgewiesen sind,
während wir von dem ganzen Rest, auch von einigen der häufiger
vorkommenden, zur Zeit noch nicht wissen, ob sie jemals eine der
zwölf Abteilungen des babylonischen Tierkreises ausgemacht haben.
Das Positive an diesem Ergebnis wird, wie ich gern zum Schlufs
wiederhole, neben Epping wesentlich Hommel verdankt; verfrühte
Siegesfanfaren können aber die Forschung auf diesem Gebiet nur
diskreditieren. Die vorliegende Kritik wird den Kundigen vielleicht

nicht unzeitig erscheinen; möge sie von neuen Funden und Erkennt-
en " o

nissen bald überholt werden.

6. Isis als Hundsstern und Jungfrau. Eileithvia.

Der glanzvollste Fixstern des Himmels, der Sirius oder Hunds-
stern, bei dessen Frühaufgang der Nil zu steigen beginnt , hiefs bei
den Ägyptern Sopdet, wofür die Griechen Sothis sagen: als die Göttin
dieses Sternes aber wurde die Isis gedacht. Die Thatsache ist so be-
kannt und die Zeugnisse in griechischer und ägyptischer Sprache
sind so zahlreich, dafs ich nur zwei Belege anführen will1), die In-
schrift von Nyse bei Diodor 127: 3€yuu Idc eiui . . . f] ev tuj acrpuj
tuj kuvi eiTiTeXXouca (tuj kuvi der Hs F ist richtig2), tuj ev tuj kuvi

Grenzstein sofort zu erkennen Sonne, Mond, Vennsstern, sodann Skorpion und
Ziegenfisch, wie sie noch an unserni Himmel stehen; unter diesen Umständen ist
es methodisch nicht nur erlaubt, sondern geradezu geboten, zu untersuchen, ob
nicht auch die übrigen Darstellungen ihre Analogien unter den Sternbildern
haben. Dafs wir Göttersymbole vor uns haben, zeigen die Inschriften; aber
wenn die gleichen Symbole uns auch am Sternenhimmel begegnen, so kann der
Grund doch nur in der primär oder sekundär stellaren Natur des babylonischen
Pantheons gesucht werden.

1) Mehr in Drexlers Artikel Isis, Roschers Lexikon II 434.

2) Tgl. die analoge Wendung in der sogen. Proklos-Paraphrase zur Tetra-
biblos (p. 133, 24 der Ausg. v. 1635): Kai xö aorpov 6 kuujv €TnqpcuveTcu.
 
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