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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0262

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X. Die ägyptischen Sternbilder bei Teukros, Antiochos und Valens. 207

nicht das Geringste. Vollends von dem ganzen Rest der übrigen,
seltener vorkommenden Bilder wissen wir vorläufig fast gar nichts,
am wenigsten natürlich, ob sie dem Tierkreis angehören. Zu der
'satyrähnlichen Gestalt mit dem Knüttel', wie sie Pinches beschreibt
(Hommel No. 2), giebt jetzt vielleicht der Zdrupoc vyauujv toö po-
TrdXou des Valens und Teukros (vgl. Kap. XI) ein Gegenstück;
Hommel ist dieser Satyr 'offenbar' wieder eine Variante des Widder-
dämons (S. 264). Interessant ist auf dem nämlichen Grenzstein eine
Göttin: revidentlv a figure of the goddess Istar', sagt Pinches:
ihre Schenkel sind zusammengebunden, sie ist geflügelt. Hommel
setzt dieses Bild in eckige Klammern, als ob es überhaupt kein
Sternbild sein könne, und übersieht dabei, dafs sich vielleicht gerade
von hier aus die rätselhafte Flügeljungfrau im griechischen Tierkreis
erklären könnte. Auf einem der Fragmente (bei Morgan p. 177, vgl.
Hommel S. 445) ist hinter einem Tier ein bärtiger Gott dargestellt,
der, soviel die Abbildung sehen läfst, und auch nach Morgans Be-
schreibung, ein Gefäfs hält, ans dem, was Hommel übersieht, zwei
Güsse fliefsen, nach rechts und links. Er erinnert also an den Wasser-
mann der ägyptischen Tierkreise: auf den Grenzsteinen steht er frei-
lich nur eben dieses eine Mal und zwar auf einem Stier, was wieder
die Gleichsetzung erschwert. Endlich bei der Figur mit einem oder
zwei Messern und einem Tier davor (auf zwei neuen Fragmenten,
abgebildet bei Morgan S. 178 und 179) hat Hommel mit Recht an
eine Figur des späten ägyptischen Himmels (zwischen Steinbock und
Wassermann) erinnert.

Auf einem der von Morgan publizierten Grenzsteine (p. 168 Mor-
gan, n. 19 Hommel) stehen unmittelbar auf den Bildern Götternamen
geschrieben, die leider mehrfach zerstört sind. Die grofse Erwartung,
die man diesem neuen Funde beilegen möchte, teilt Hommel keines-
wegs; Morgan legt seines Erachtens auf diese Götternamen 'viel zu
viel Gewicht'.1) Man mufs abwarten, ob Andere auch dieser Meinung

1) Morgans Mitarbeiter Scheil bespricht den Grenzstein, auf dem einzelne
Figuren Götternamen tragen, neuerdings im Recueil de trav. rel. ä la phil. Egypt.
et Assyr. 23, 95 f. (1901) und erklärt rundweg, qu'il ne s'agit pas de zodiaque
dans cette affaire. Wenn er damit meint, es sei der Zodiacus als solcher
nicht auf dem betreffenden Grenzstein dargestellt, so ist das mit meinen Aus-
führungen ganz im Einklang. Allein die Frage, warum ein grofser Teil dieser
Göttersymbole mit griechischen und ägyptischen Sternbildern übereinstimmt, hat
sich Scheil nicht vorgelegt. Wenn der Gott Nusku, der hier durch das Symbol
der Lampe dargestellt wird, in einem von Scheil selbst sogleich angeführten
Texte lumiere brillante qui eclaire la nuit heifst, so liegt der Gedanke an einen
Stern oder ein Sternbild doch auf der Hand. Aufserdem sind auf eben jenem
 
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