Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0211

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
158

II. Teil. Die Sternbilder in den neuen Texten.

Aber man wird erwarten dürfen;, dafs mancher Streifzug auch durch
andere Regionen der astrologischen Litteratur für die Geschichte der
Sternnamen noch reichlichen Gewinn bringen wird.

X. Die ägyptischen Sternbilder hei Teukros, Antioclios und Valens
und die Tierkreise von Dendera.

Teukros heilst bei den Alten der Babylonier. In seiner Sphaera
müfsten wir also vor allem babylonische Sternbilder erwarten. Wie
viele sich bis jetzt mit mehr oder weniger Sicherheit dem Himmel der
Babylonier zuweisen lassen, werden die beiden nächsten Kapitel lehren
Aber ein anderes cbarbarisches' Element fällt in der Sphaera des
Teukros und Antiochos sogleich in die Augen. Wenn Orion den
Namen Osiris trägt, wenn Isis, Horos, Anubis, Typhon unter den
Sternbildnamen vorkommen, können wir nicht im Zweifel sein, wo
die Erklärung zu suchen ist; und es wird im Folgenden, wie ich hoffe,
vollständig sicher werden, dafs der ägyptische Einflufs in unsern
Texten noch weit über diese Namen hinausreicht. Man könnte sich
vielleicht wundern, dafs der ^Babylonier' Teukros so tief in die ägyp-
tische Astronomie eingeweiht zu sein scheint. Allein er ist ja nichts
anderes als ein verhältnisrnäfsig später Kompilator gewesen. Und der
Synkretismus hat sich in der alten Astrologie zeitig genug vollzogen.
Schon Properz1) läfst sich von einem Sterndeuter belehren, der von
dem Babylonier Horops abzustammen behauptet und den ägyptischen
Namen Horos trägt. In einem griechischen Papyrus aus dem 1. Jahr
des Kaisers Antoninus-) erscheinen als die alten Weisen einträchtig
die Chaldäer auf der einen Seite und Petosiris und Necheus auf
der andern-, aus diesen beiden Quellen hat der Verfasser die Nativität
des Anubion geschöpft. Das war gerade zu derselben Zeit, in der
Ptolemaios die Lehren der Chaldäer und Ägypter über die öpia
mit einem kritischen Ernst gegeneinander abwog, den wir nur mit
einiger Mühe noch verstehen und verzeihen können. Die Lehren der
Chaldäer und Ägypter also waren wenigstens im Einzelnen verschieden:
aber der praktische Astrolog hatte längst gelernt, hoffnungsvollen
Thoren sich als leiblichen oder o-eistigen Sohn der Märchenländer am

1) In der Widrmmgselegie seines letzten Buches (V 1), die kürzlich
A. Dieterich irn Rh. M. LV 191—221 erklärt hat.

2) Ygl. darüber besonders E. Riefs in Wissowas R. E. II 1821.
 
Annotationen