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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0049

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III. Der zweite Teukrostext (PLY1)

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III. Der zweite Teukrostext (PLV1).

1. In einer grofsen Astrologenhandschrift des XIV. Jahrhunderts,
Parisinus gr. 2506 fol. 119y (= Pl) steht als Kapitel Ti' und xia'
ein Bruchstück mit der Uberschrift: Teuxpou xrepi xüuv rrapa-
vaxeXXövxwv. Es verzeichnet die Paranatellonta zu Widder, Stier,
Zwillingen und Krebs, unter Angabe des Grades, mit dem sie auf-
gehen, sowie der Art von Menschen oder auch Ereignissen, die beim
Aufgang jedes dieser Sternbilder zu erwarten sind. Aber im Krebs
bricht die Liste plötzlich ab; eine leere halbe Seite folgt und dann
Kapitel riß' mit der Uberschrift: rrepi cuvacxpiac 6 auxöc 3louXia-
vöc oütuuc qpnav. Durch dieses ö aüxöc wird Julianos als Gewährs-
mann auch für das vorhergehende Kapitel bezeichnet. Wir kennen
einen Astrologen Julianos von Laodikeia, der nicht vor dem V. nach-
christlichen Jahrhundert gelebt haben kann und der den Hephaistion
von Theben wörtlich ausgeschrieben hat.1) Aus einer Kompilation
dieses späten Autors ist somit das vorliegende Teukroskapitel in das
Pariser astrologische Syntagma geraten: vorausgesetzt allerdings, dafs
in dem Parisinus nicht ein Kapitel zwischen na' und riß' fehlt, in
dessen Uberschrift der Verfassername Julianos wirklich vorkam.

Dafs es ein blofses Exzerpt ist, wird sich weiter unten mit
Sicherheit ergeben. Es mag also unter dem vorhin ausgesprochenen
Vorbehalt das Teukrosexzerpt des Julianos heifsen. Aber es ist, wie
schon bemerkt, obendrein auch ein unvollständiges Exzerpt: es
fehlen mehr als zwei Drittel, nämlich ein Teil der Paranatellonta des
Krebses und die Paranatellonta aller acht folgenden Zeichen des
Tierkreises. Das ist selbstverständlich nur ein Fehler unserer Uber-
lieferung. Wenn man beachtet, dafs P1 eine ganze Anzahl von Lücken
zeigt, sogar mitten im Wort, so ist nicht zu zweifeln, dafs die Vor-
lage — es mufs nicht eben die unmittelbare gewesen sein — sich
in üblem Zustande befand; das wird denn auch der Grund sein,
weshalb der Schreiber von P1, oder wer von seinen Vorgängern das
schlecht lesbare Manuskript zu kopieren hatte, mitten im Kapitel der
sauren Arbeit überdrüssig wurde und sie aufgab.

P1 enthält, wie ich unten genauer ausführen werde, eine grofse
Anzahl von seltenen Worten. Beim Blättern nach weiteren Belegen
fand ich zu meiner Überraschung bei Du Gange unter ßepebdpioc,
Küvbn\üTTTr|C, XuuxiKdpioc ganze Stellen aus unserm Kapitel wörtlich

1) Vgl. Sitzungsber. d. Münch. Akad. 1899, S. 94, 3.
 
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