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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0316
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XI. Die übrigen Sternbildnamen bei Teukros, Antioehos nnd Valens. 255

bei der Zwillingsgruppe mehrere Paare unterschieden". Ein Teil der
Zwillingssterne seheint also zu einem benachbarten Sternbild, dem des
Hirten, gerechnet worden zu sein. Der Troiunv des Teukros ist zum
2. Grad, also ganz zum Anfang des Krebses angeführt: es ist sehr
wohl denkbar, dafs das Sternbild des Hirten von y der Zwillinge bis
in das nächste Zeichen reichte. Nun wird aber unter den babylo-
nischen Masi-Sternen ein Sib-zi-an-na, nach der allgemein angenom-
menen Ubersetzung = „treuer Hirte des Himmels", genannt: er wird
von Oppert und Jensen1) dem Regulus im Löwen, von Sayce2) und
Hümmel31 dem Bootes gleichgesetzt. Das letztere Sternbild ist so
gelegen, dafs bei dem ttoiuviv des Teukros und Antioehos an ihn nicht
zu denken wäre (auch nicht im weiteren Sinn des TrapavateXXeivj.
Ich finde bei Epping und Jensen keine Erörterung darüber, ob dieser
Sib-zi-an-na mit dem ri'ü identisch ist oder nicht: dürfte man das
erstere annehmen, so wäre jedenfalls der Gedanke an den Bootes auch
von assyriologischer Seite her ausgeschlossen, während ein Sternbild,
das von y der Zwillinge durch den Krebs in die ersten Anfänge des
Löwen reichte, nicht aufsergewöhnlich grofs wäre. Ob übrigens Sib-
zi-an-na mit Recht dem Regulus gleichgesetzt wird, kann ich nicht
entscheiden; Jensens Übersetzung aus Rawlinson III 51,14 „der Jupiter
erschieu im Boden des Sib-zi-an-na" scheint mir doch mehr auf ein
Sternbild als auf einen Einzelstern zu weisen. Aber das mufs ich
dahingestellt sein lassen: es mag fürs erste der Nachweis genügen,
dafs in der That mindestens ein Sternbild des Hirten am babylo-
nischen Himmel sicher bezeugt ist.

4. Tiere. (Hirsch mit zwei Schlangen-, Taube; Schlange; Maus; Kranich.)

In diesem Abschnitt vereinige ich eine Anzahl von Tiernamen
bei Teukros und Antioehos, die auf dem griechischen und auf dem
ägyptischen Himmel fehlen und über deren Herkunft ich nichts Sicheres
zu ermitteln wufste.

1. Ich beginne mit dem Sternbild des Hirsches, das dadurch
das meiste Interesse hat, dafs es auch bei Firmicus sich findet. Das
Sternbild steht in allen unsern Texten (aufser V1) an der gleichen
Stelle, unter den Fischen:

1) A. a. 0. S. 36 und 48.

2) Montbly Notices of the Royal Astronom. Society 40, 122.

8) Ausland 64, 225 (der babylonische cWagenstern' wird hier ohne weiteres
dem griechischen Wagen = grofsen Bären gleichgesetzt).
 
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