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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0317

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256 II. Teil. Die Sternbilder in den neuen Texten.

)( 1. Dekan r| KecpaXrj eXdcpou e'xouca öcpeic buo ev xoic uu-
Kifjpci 2. Dekan td ueca xf|c (so R; toü T) eXdcpou 3. Dekan
rd 6mc9ia if)C eXdcpou TR
)( f] e'Xacpoc Kai oi buo bpavcovrec L

Ebenfalls zu den Fischen erscheint bei Firmicus VIII 30 g. E. ein
, Sternbild des Hirsches, und zwar scheint es zu den nördlichen Stern-
^ -jr^ bildern gezählt zu werden: In pisce septentrionali oritur cervus et
lepus etc. Bei Teukros erfahren wir, dafs es sich um ein seltsames
Mischgebilde handelt, einen Hirsch mit zwei Schlangen in den Nüstern:
- ^-r-- und für Firmicus ist das Gleiche offenbar vorauszusetzen, wie die
• Deutung beweist: in ore cervi qui nati fuerint, Marsi erunt, qui
serpentes investigent atque eoinprehendant, sed biothanati. Es ist
mir nicht gelungen, eine derartige Darstelluno- aufzufinden. Hirsche
und namentlich Antilopen sind auf babylonischen Siegelcylindern häufig
genug (vgl. Collection de Clercq I n. 42, 45, 66, 67, 72, 77, 150;
II n. 96 u. s. w.): allein niro-endwo finde ich eine derartige Verbindung
mit Schlangen. Auf der ägyptischen Sphäre steht im rechteckigen
Fries von Dendera zwischen Steinbock und Wassermann ein „Gott,
ein Messer in der rechten Hand, mit der linken eine Antilope
(typhonisches Tier) als Schlachtopfer haltend"1); zwischen Widder
und Stier „Hundskopfaffe und Antilope mit einander zugekehrtem
, Rücken"2); auf dem Rundbilde sind diese beiden Bilder das eine über
dem Wassermann, das andere über dem Widder zu sehen. An beide
liefse sich somit bei dem e'Xaqpoc des Teukros, Antiochos und Firmicus
"r denken; aber die buo öpdxovTec ev toic uuKtfipci finden auch in der
ägyptischen Sphäre, soweit ich sie kenne, keine Erklärung. Ich mufs
also auch hier den Ursprung des Sternbildes im Dunkel lassen.
An sich aber war der antiken Naturanschauuno- eine derartige Ver-
bindung von Hirsch und Schlange ganz und gar nicht grotesk oder
unverständlich. Clermont-Ganneau hat kürzlich im Journal des Savants
1901, p. 451 ff. im Anschlufs an eine von Naber zu Unrecht ver-
besserte Stelle bei Josephus Antiqu. Jud. II 10, 7 über das antike
Märchen gehandelt, nach dem die Hirsche, wenn sie sich matt oder
krank fühlen, Schlangen einsaugen und dadurch ihre Jugend erneuern.
Bei Borchart (Hierozoicon I 885—887), auf den Clermont verweist,
findet man massenhafte Beispiele; es genügt hier, etwa an Lucrez
VI 765 naribus alipedes ut cervi saepe putantur ducere de latebris

1) Vgl. oben S. 239. 2) Brugscb, Tb.es. S. 7 f.
 
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