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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0475
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III. Teil. Geschichte der Sphaera barbariea.

werden. Ein blofser Flüchtigkeitsfehler des Firmicus ist haedus stat
haedi zum 20. Grad des Widders.1) Anguis fehlt jetzt zu den Fischen
bei Manilius in der Lücke nach v. 710. Ob der Name Lignus (nicht
Cygnus, der schon einmal in v. 365 ff. zum Schützen vorkommt) auch
bei Manilius hier erwähnt wurde, können wir nicht mehr sicher sagen.
Ich zweifle nicht, dafs clignus' oder clygnus' (so die Hss) soviel ist
wie Xuxvoc, also ein barbarisches Sternbild, das mit ö xd Xuxva qpepuuv
in TR zusammenhängen mag: für Xuxvoc sprechen auch sämtliche
astrologische Deutungen dieses Sternbilds (conflagrabuntur u. s. w.).
Das einzige Sternbild, das sonst bei Firmicus neu hinzukommt, ist ein
Stück eines Tierkreisbildes und zwar die fissio uncmlae des Stiers; es
ist möglich, wenn auch nicht zu beweisen, dafs unsere Maniliushand-
schriften nach v. 156 eine Lücke haben, in der von diesem Bild ge-
handelt wurde; und die hübsche astrologische Deutung, die Firmicus
berichtet, würde dem Dichter jedenfalls nicht übel angestanden haben.
Aus griechischen Quellen kenne ich übrigens dieses Bild, das eigentlich
nur ein einziger Stern sein kann, bis jetzt nicht. — Statt Prokyon
steht bei Firmicus zu % 20° Argion; Scaliger wollte dafür procyon
einsetzen; doch mahnt eine handschriftliche, allerdings nicht sehr über-
zeugende Bemerkung in Idelers Handexemplar der 'Untersuchungen
über die Sternnamen' zur Vorsicht: „Es kann das sonst nirgends
weiter vorkommende Argion ein Name des kleynen Hundes seyn, der
vielleicht mit dpföc, dem bekannten Epithet und Namen von Hunden
beym Homer, in Verbindung steht." "Opqpoc statt ktitoc (zu )( 30°)
steht in der interpolierten Aldina, aber nicht in der Princeps und in
den Hss. — Im Übrigen hat Firmicus, weil er bemerkte, dafs bei
Manilius zweimal eine Leier vorkam (zur Wage und zum Steinbock), sie
das erstemal weggelassen und beim zweitenmal die Wirkungen der fidis
des Manilius, hinter der die öucwvuuoc Xupa der griechischen Astro-
logen steckt, etwas gemildert (vgl. S. 267,1). Den südlichen Fisch hat
er ausgelassen und an seine Stelle den Delphin eingesetzt, der bei
Manilius etwas später unter dem gleichen Zeichen vorkommt (/&).
Man sieht, dafs der Plagiator nicht weniger unbekümmert mit den
astronomischeil Grundlagen der Prophezeiungen spielt als sein Vorbild.

Rascher mag der Beweis der Abhängigkeit des Firmicus von
Manilius erledigt werden, soweit es sich um die astrologische Deutung
der Aufgänge handelt. Alle die hübschen Tändeleien, in denen Manilius

1) Doch kommt die Bezeichnung haedus statt haedi auch sonst manchmal
vor. vgl. oben S. 298 f.
 
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