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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0489
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XTV. Die spätere Entwicklung. Manilius und Firmicus. 411

Vorderfufs des Schützen (Ptolemaios f 17°) und an die Lyra (Ptole-
maios f 17y3°) zu denken sein. Den hellen Stern im südlichen Fisch
setzt Firmicus auf den 10. Grad der Fische: er merkte offenbar nicht,
dafs es sich nicht um den südlichen der zwei Fische im Tierkreis
handelt, die überhaupt keinen hellen Stern besitzen, sondern um den
gewöhnlich so genannten 'südlichen', also den dritten, oder grofsen
Fisch; daher hat er den Stern zu )( 10° statt zu « 10° gesetzt
(Ptolemaios hat s* 7° dafür). Nicht identifizieren kann ich nur die
zum 19. Grad des Skorpions und zum 1. Grad des Wassermanns ge-
nannten hellen Sterne. In vier Fünfteln aller Fälle liegt also die nicht
schlechte Quelle, die Firmicus benützt hat, zu Tage; sie mag umso
eher der noch vollständige Achilleus gewesen sein, als, wie wir sahen,
auch Geminos in seiner Aufzählung der Sternbilder einen Hinweis
auf die astrologische Bedeutung des ßaciXiCKOC nicht verschmäht hat.1)
Damit sei die Analyse des letzten Buches des Firmicus beschlossen.
Ihre Ergebnisse sind so einfach, dafs sie einer abschliefsenden Zu-
sammenfassung nicht bedürfen.2) Statt dessen sei hier, bevor wir
uns der Geschichte der Sphaera barbarica im Mittelalter zuwenden,
ein rascher Rückblick auf ihre Entwicklung im Altertum gegeben.
Der Begriff der Sphaera barbarica enthält zunächst nichts Anderes,
als was der Name sagt: Sie ist die Beschreibung des Sternhimmels
eines barbarischen Volkes, im Gegensatz zu der Sphaera graecanica:
der Versuch Scaligers, sie auf 'barbarische', d.h. auf ägyptische Pol-
höhen zu deuten, ist ebenso unhaltbar, wie Salmasius' gesuchter Hin-
weis auf das spätlateinische barbaricarius. Unter jenen Barbaren ver-
stand man, wie uns Proklos und Achilleus lehren, Babylonier und
Ägypter. Aber nur bei Nigidius ist uns die Sphaera barbarica noch
in so scharfem Gegensatz zur griechischen erkennbar. Alle unsere
anderen Überlieferungen, Teukros und Rhetorios, Antiochos, Valens,
Manilius, Firmicus geben uns, der letztere sogar unter der ausdrück-
lichen Bezeichnung als Sphaera barbarica, vielmehr ein Gemisch aus
der griechischen, babylonischen, ägyptischen Sphaera. Die Herein-
ziehung jener fremden Elemente neben den griechischen ist hier das

1) Einmal wird auch, in dem uns erhaltenen Exzerpt aus Achilleus (p. 53, 21
Maats) auf die yeveciaXÖYoi hingewiesen. MaafV nur auf Firmicus begründete
Vermutung (Comm. in Arat. rell. p. XVIII), dafs Achilleus die ägyptische Astro-
logie in einem besonderen Werk behandelt habe, dürfte durch meine Aus-
führungen beseitigt sein.

2) An eine Beziehung des Firmicus zu Nigidius wird nach dem Gesagten
Niemand mehr denken wollen. Darin hat schon Salmasius das Richtige gesehen
(de ann. clim. p. 598).
 
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