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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0580
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M; ^'l ^ ^Sl^--4licnt die 12 Tierkreis bilder. Besonders wertvoll ist eine wohl zu Un-
recht dunkel gescholtene Stelle des Varro bei Arnobius II 40. Es ist
dort von den Penaten die Rede: Varro qui sunt introrsus atque in in-
y^— timis penetralibus caeli deos esse censet (Penates), quos loquimur, nec
Ha* &zj,' eorum numerum nec nomina sciri. hos Consentes et Complices Etrusci_
/Lrd.-Ji.j, {vs/r. ahmt et nominant, quod una oriantur et occidant una, sex mares
et totidem feminas, nominibus ignotis et miserationis1) parcissimae: sed
eos summi Iovis consiliarios ac participes existimari. Auch bei den
Etruskern sind also die Oeoi ßouAcüoi — denn Varros 'consiliarii' ist
gewifs eine Nachbildung davon — mit den Tierkreisbildern identisch. Denn
wenn jene 6 Götterpaare una oriuntur et occidunt una, so kann das un-
möglich heifsen: sie entstehen miteinander und gehen miteinander zu Grunde, ~
sind also sterbliche Götter, wie 0. Müller, Etrusker II 81 f. und darnach
Preller, Köm. Mythol. I 70 und Wissowa bei Koscher I 922 annehmen,
i sondern nur, sie gehen täglich miteinander am Himmel auf und unter.
Diese etruskischen Götterpaare entsprechen also ganz denen des römischen
Bauernkalenders, wo auch jedesmal von einem Paar der Gott untergeht,
während gleichzeitig die Göttin heraufkommt, und umgekehrt: also z. B.
.Jupiter steht als Gott des Löwen im Aufgang, während Juno als Göttin
des Wassermanns im Untergang steht, und so fort bei sämtlichen Paaren.
Die Zwölfzahl wird demnach ebenso wie der Ausdruck consiliarii in derVarro-
stelle durch das ' quod una oriantur et occidant una' vollkommen ge-
sichert; und dafs nicht eine blofse Übertragung der Zwölfgötter des griechi-
schen oder römischen Kalenders vorliegt, lehrt Varros Angabe, dafs diese
Götter in Etrurien ihrem Namen nach unbekannt sind, während sie doch
im Kalender 12 grofsen Göttern entsprechen. Fälschlich zusammengebracht
sind von Arnobiusv nur die 12 consiliarii Iovis und die im ersten Satz
gemeinten dei superiores et involuti (vgl. darüber Schmeifser a. a. 0. p. 32 sq.).
Dafs Varro die 12 Götter der Etrusker 'Consentes' nennt, möchte darnach
wohl auch nicht so unbedingt abzulehnen sein, wie es Schmeifser p. 33 thut.

Dieses Aufblitzen kalendarischer und zodiakaler Bedeutung des Zwölf-
götterrats an so verschiedenen Punkten der langen Linie wird kaum ein
v-^Hr, Ergebnis später Spekulation sein; vielmehr wird der Zwölfgötterkreis in
der That überall auf die 12 babylonischen Zodiakalgötter zurückführen.
■'^^Unwahrscheinlich ist es jedoch bis jetzt, dafs der griechische Zwölfgötter-
kreis mit der Absicht ausgewählt ist, die babylonischen Götter durch
möglichst im Wesen entsprechende griechische zu ersetzen; vielmehr
zeigen schon die Varianten in der Auslese und Anordnung der Zwölfgötter,
dafs eine so mechanische 'Ubersetzung', wie sie Ritter a. a. 0. annimmt,
fern lag, die Auswahl der 6 Götter und 6 Göttinnen vielmehr aus der
griechischen Religion sich ergab.

1) Die befremdende Wendung, die mehrfach beanstandet wurde, erklärt
sich aus der hierher gehörigen Steile des Seneca Q. N. II 41, wie auch Schmeifser,
Comment. Reifferscheid, p. 32 sq. annimmt.
 
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