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Borchardt, Ludwig
Die aegyptische Pflanzensäule: ein Kapitel zur Geschichte des Pflanzenornaments — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.43137#0018
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Abbildung 9.

mässigkeit in der Bezeichnung mit den später zu besprechenden, ähnlich in zwei Gat-
tungen getheilten Papyrussäulen einzuführen, wollen wir die beiden Arten „Säulen
mit geschlossenem“ und mit „offenem Kapitell“ nennen.
Die „Säulen mit geschlossenem Kapitell“, das den Knospen von Nym-
phaea Lotus nachgebildet ist, kommen bereits im alten Reiche vor. Ein besonders lehr-
reiches Exemplar entdeckte de Morgan im Grabe des Ptah-schepses bei Abusir (Ab-
bildung g). Es ist eine aus sechs Elauptstengeln gebildete Bündelsäule. Die Stengel
kommen gerade aus der, einen kleinen Erdhügel darstellenden Basis und werden
durch fünf Halsbänder unter dem Kapitell zusammengehalten. Das Kapitell ist aus
wenig geöffneten Knospen gebildet, die man nach der
etwas zu spitzen Form der Blätter vielleicht für Nym-
phaea caerulea ansehen könnte, die jedoch wegen der
Längsstreifen sicher für Nymphaea Lotus zu halten
sind. Zwischen die Llauptstengel sind, wie um diese
in ihrer richtigen Lage zu halten, unter das Halsband
noch sechs kleine, kurze Zwischenstengel gesteckt, die
oben in geöffnete Nymphaea Lotus-Blumen endigen.
Auf dem Kapitell ruht der ganz einfache, cubische
Abakus ohne jede Ornamentirung. Die ganze Säule
ist bis auf die Farben äusserst naturalistisch ge-
halten. J)
Ein weiteres Beispiel
aus dem alten Reiche giebt
eine Abbildung im Grabe
des Rar-schepses zu Sak-
kara * 2), die gleichfalls aus
der Zeit der 5. Dynastie
stammt. Es ist auch hier
eine Bündelsäule gemeint,
wenn auch am Schaft die
verschiedenen Stengel
nicht besonders bezeich-
net sind; die in kurzen
Abständen angegebenen
Umschnürungen des Schaftes sprechen deutlich für eine Bündelsäule.
Die besten Beispiele für die geschlossene Lotossäule liefert uns das mittlern
Reiche. Die Säulen dieser Art aus Benihassan sind allgemein bekannt. Hier ist eine
derselben nach einer LEPSius’schen Aufnahme 3) in der Abb. io dargestellt. Die flache,
kreisförmige Basis soll wohl wieder den Erdhügel vorstellen, aus dem dieses Mal
vier zusammengebundene runde, nach oben sich verjüngende Lotusstengel heraus-



Nymphaea Lotus-Säule mit geschlossenem Kapitell;
a. R. Grab des Ptah-schepses, Abusir. Dynastie 5; nach de Morgan, Rev. arch.
1894, S. 28/29.

J) Mehrere Abbildungen davon nach Photographien giebt Foucart a. a. O.
2) L(epsius) D(enkmäler) IJ, 6ia. S. auch Perrot-Chipiez, a. a. O. S. 489.
3) Lepsius, Tagebuch.
 
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