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Borchardt, Ludwig
Die aegyptische Pflanzensäule: ein Kapitel zur Geschichte des Pflanzenornaments — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.43137#0028
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i6

des Huj zu Qurnet Murrai dienen; dieselbe ist mit Farbenangabe publicirt; man sieht
daraus, wie wenig sich die ägyptischen Architektur-Maler in vielen Fällen an die
natürlichen Farben hielten.
Hiermit ist die Reihe der Beispiele natürlich noch nicht erschöpft, auch in
etwas späterer Zeit kommt das offene Nymphaea caerulea-Kapitell noch vor, z. B. in
der bereits oben bei Nymphaea Lotus citirten Bouquetsäule aus dem Grabe des
Sen-nudem in der 20. Dyn.1); später jedoch scheint es ausser Mode gekommen zu
sein. Aus der Spätzeit ist mir wenigstens kein Beispiel bekannt, wenn man nicht
die schon oben erwähnten Säulentrommeln (Abb. 27) vom Arsnuphistempel auf
Philae hierher rechnen will, welche Nymphaea caerulea als Blüthe und Knospe auf
den dreifachen Zwischenstengeln zeigen.
Damit wären die Nymphaeensäulen sämmtlich besprochen; wir haben also
drei Arten derselben: die geschlossene Nymphaea
Lotus-Säule, die offene von derselben Pflanze ab-
geleitete und die offene Nymphaea caerulea-Säule.
Wir müssen jedoch noch einer dritten Art von
Nymphaeen, die zeitweise in Aegypten vorkam,
Erwähnung thun, wenn auch nur um zu zeigen,
dass sie ohne jeden Einfluss auf ägyptische Kunst-
formen geblieben ist:
c. Nymphaea Nelumbo L.
Diese von den bisher besprochenen Nym-
phaeen gänzlich verschiedene Art macht, wie die
Abbildung 28 zeigt, überhaupt nicht den Eindruck
einer Nymphaee. Die weit aus dem Wasser her-
vorstehenden , napfförmigen Blätter bilden ganze
Gebüsche, aus denen die rosenartigen Blumen her-
Biiithe, Knospe und Blätter nach der Natur; vorsehen. Am merkwürdigsten ist der Frucht-
stand, den Plerodot2 3) sehr ansprechend mit einem
Wespennest vergleicht und den Neuere nicht übel mit der Brause einer Giesskanne
verglichen haben.
Altägyptische Darstellungen von Nymphaea Nelumbo finden sich nicht, wohl
aber haben sich einige auf Kunstwerken der Spätzeit nachweisen lassen. Im Ptole-
mäischen Tempel zu Esneh:i), auf dem Mosaik von Palestrina und auf der berühmten
vatikanischen Nilstatue finden sich Exemplare von Nymphaea Nelumbo abgebildet;
an der zuletzt erwähnten Stelle übrigens nur Früchte mit falschen Blättern. Dieses
späte Auftreten von Nymphaea Nelumbo in den Darstellungen ist nicht weiter

Abbildung 28.


Nymphaea Nelumbo L.;

!) Berl. Museum, Phot. 664.
2) 11,92: sott ös xal aXXct xpivsa poöotar ^ucpspsoc, T{? TCOiajjKp yivcpieva xa\ xauia, cov 0 xaprcos
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3) S. Woenig, a. a. O. S. 51.
 
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