Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Borchardt, Ludwig
Die aegyptische Pflanzensäule: ein Kapitel zur Geschichte des Pflanzenornaments — Berlin, 1897

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43137#0029
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I?

wunderbar, da die Pflanze, wie neuere Arbeiten1) gezeigt haben in Aegypten ur-
sprünglich nicht heimisch war, und auch heutigen Tages dort nicht mehr wild vor-
kommt. Herodot ist der erste, der um 450 v. Chr. über sie berichtet, und Prosper
Alpinus, der um i58o n. Chr. die ägyptische Flora beschreibt, erwähnt sie schon
nicht mehr. Die Ansicht Schweinfurth’s scheint daher sehr annehmbar, dass Nym-
phaea Nelumbo durch die Perser aus Asien nach Aegypten eingeführt worden ist,
sich aber auf die Dauer dort nicht halten konnte.
Das Fehlen von Nymphaea Nelumbo in der älteren Zeit, in der die Säulen-
formen sich bildeten, verbietet es also, irgend eine ägyptische Kapitellform auf die
Blüthe oder, wie es auch geschehen ist, auf das Blatt dieser Nymphaea zurückzuführen.
Zum Schlüsse der Besprechung wollen wir noch einmal kurz die Merkmale
der Nymphaeen-Säulen zusammenstellen, durch welche sie sich von der ihnen gegen-
überstehenden Kategorie der Papyrussäulen unterscheiden:
Die Basis fehlt manchesmal, was bei Papyrussäulen nie der Fall zu sein
scheint. Der Schaft hat keine Schwellung und keine „Fussblätter“, wie wir sie bei
den Papyrussäulen kennen lernen werden. Die Zwischenstengel sind wie die
Hauptstengel mit Nymphaeenknospen oder Blumen gekrönt, deren Umrisslinien
von denen der Papyrussäulen äusserst verschieden sind. Die „Kopfblätter“, d. h.
die Kelchblätter des Kapitells gehen bis zum oberen Rande, während sie bei den
Papyrussäulen wesentlich kürzer sind.

2) Newberry (in Petrie’s Hawara, S. 52 u* 4§) hat N. Nelumbo in späten Totenkränzen gefunden, in
älteren kommt sie nicht vor.
 
Annotationen